Altdeponien können entweder durch langjährige anaerobe Abbauprozesse, ggf. in Verbindung mit Stoffauswaschungen, oder durch schnelle und kontrollierte aerobe In-Situ-Stabilisierung in einen emissionsarmen Zustand überführt werden. Zur langfristigen Gewährleistung eines solchen stabilen Emissionszustandes ('semi-aerobe Verhältnisse") können dann Maßnahmen zur energieeffizienten Langzeitbelüftung mittels windgetriebener Be- und Entlüftungseinrichtungen durchgeführt werden. Die langfristige Aerobisierung reduziert nicht nur die verbleibende Deponiegasneubildung sondern kann auch, infolge des Ansaugens von Umgebungsluft in oberflächennahe Bereiche, zu einer Intensivierung der biologischen Methanoxidation beitragen. Weitere potenzielle Anwendungsgebiete bestehen mit Altdeponien, welche im Rahmen einer Folgenutzung z.B. mit Bebauung oder anderen sensiblen Nutzungsformen versehen wurden. Hier können die windgetriebenen Belüftungssysteme sicher und über lange Zeiträume im Sinne der Gefahrenabwehr eingesetzt werden, z.B. in der unmittelbaren Nähe zu bestehenden Gebäuden.
Maßnahmen zur aktiven Deponiebelüftung führen zu einer signifikant beschleunigten biologischen Stabilisierung organischer Abfallstoffe im Vergleich zum Stoffumsatz unter anaeroben Bedingungen. Innerhalb eines Zeitrahmens von weniger als 10 Jahren wird die verbleibende organische Substanz zu CO2 und Wasser umgesetzt, wobei sich sowohl die aktuellen als auch zukünftigen Emissionen des Treibhausgases Methan (CH4) signifikant verringern (Ritzkowski & Stegmann 2007). Angewendet auf Deponien mit signifikant verminderter Deponiegasproduktion (produzierte Deponiegasmenge kann nicht mehr in konventionellen Gasmotoren zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden) infolge fortschreitender anaerober Stabilisierung, ermöglicht die In-Situ-Belüftung eine Verkürzung der Deponienachsorge sowie Einsparungen bei deren Umfang.
Die In-Situ-Belüftung stellt somit einen Teil einer Maßnahmenkette zur kontrollierten Depo-niestilllegung und Verkürzung der Deponienachsorge dar (Stegmann et al. 2000). Sie setzt zu einem Zeitpunkt an, an dem bereits etwa 80 - 85% des Deponiegaspotenzials im überwiegend anaeroben Milieu abgebaut wurden, die Sickerwasserbelastungen (insbesondere organische Schadstoffe und Ammonium-Stickstoff) jedoch noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau liegen. Innerhalb weniger Jahre können nun etwa 90 - 95% des verbleibenden Deponiegaspotenzials beschleunigt und unter kontrollierten Bedingungen (d.h. keine Freisetzung von klimaschädlichem Methan; vermiedene CH4-Frachten können ggf. als CO2-Gutschriften angerechnet werden) abgebaut werden, wobei sich neben der Deponiegas- auch die Sickerwasserbelastung signifikant verbessert. Durch die anschließende Integration einer Maßnahme zur In-Situ-Belüftung mittels Windenergie wird ein langfristig stabiler Emissionszustand sichergestellt.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 3,00 |
Autor: | Dr.-Ing. Marco Ritzkowski |
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