Die entscheidende Frage bei der Bearbeitung von kontaminierten Standorten ist, ob durch die Kontamination des Untergrundes eine Gefährdung für den Menschen besteht. Die weit verbreitete Anwendung von allgemein gültigen 'Listen-Grenzwerten' erlaubt eine globale Einschätzung, ob bei Vorhandensein bestimmter Schadstoffkonzentrationen im Boden/ Grundwasser Risiken für Menschen bestehen können. Um das humantoxikologische Risiko auf einem bestimmten Standort seriös bewerten zu können, müssen jedoch standort- und nutzungs-spezifische Faktoren mitberücksichtigt werden. Die von der HPC durchgeführte TERQ berücksichtigt alle diese Faktoren und erlaubt somit, eine wirklich standortspezifische Vielstoff-Bewertung durchzuführen, die aufzeigt, ob bei der aktuellen Nutzung nicht akzeptable Gesundheitsrisiken für Menschen bestehen. Die TERQ gibt nicht nur Aufschluss, ob nicht akzeptable Gesundheitsrisiken bestehen, sondern gibt auch Handlungsempfehlungen für weitere Maßnahmen (Nutzungseinschränkungen, Definierung von standortspezifischen Sanierungszielwerten für verschiedene Nutzungsszenarien um nicht akzeptable Risiken auszuschalten).
Die Toxikologische Expositions-Risiko-Quantifizierung (TERQ) wie sie von der HPC-Gruppe seit Jahren europaweit erfolgreich durchgeführt wird, dient der standortspezifischen Risikobewertung für das Schutzgut Mensch und erlaubt die Definition von Sanierungszielen für akzeptable Restrisiken unter Berücksichtigung der Vielstoffbetrachtung. Die Auswertungen und Berechnungen werden zielorganspezifisch durchgeführt. Ausgehend von vorhandenen Schadstoffkonzentrationen in verschiedenen Medien unter Berücksichtigung der standort- und nutzungs-spezifischen Charakteristika wird eine tägliche effektive Expositionsdosis (EED) [mg/kg/Tag] errechnet. Diese EED wird dann zur Berechnung des Gesundheitsrisikos getrennt für systemtoxische (nicht kanzerogene) und kanzerogene Substanzen herangezogen. Die Berechnung des Gesundheitsrisikos erfolgt durch die Verknüpfung der täglichen effektiven Expositionsdosis mit den toxikologischen Referenzwerten Unitäres Krebsrisiko (UKR) [mg/kg/Tag]-1 für kanzerogene Stoffe, und Akzeptable Tägliche Dosis (ATD) [mg/kg/Tag] für systemtoxische Stoffe. Die dabei zugrunde gelegten Referenzwerte entstammen den neuesten epidemiologischen Studien und werden laufend (in der Regel monatlich) aktualisiert. Der Vergleich der errechneten Risken mit den international und von der WHO festgelegten maximalen akzeptablen Risiken (z.B. Prüf- bzw. Maßnahmewerten nach deutschem BBodschG), erlaubt es zu entscheiden, ob eine schädliche Bodenverunreinigung vorliegt und ob ggf. Maßnahmen (Nutzungseinschrankung und/oder Sicherung und/oder Sanierung) zu ergreifen sind. Allgemein wird international festgelegt, dass systemische Risiken (Nicht-Krebs-Risiken mit Dosis-Wirkungs-Schwelle) tolerierbar sind, wenn der ATD-Wert die [mg/kg/Tag] nicht über-schritten wird, bzw. wenn der Risikoindex RI = EED/ATD kleiner 1 ist.
Bei toxikologischen Risiken ohne Dosis-Wirkungs-Schwelle (Karzinogenität, Mutagenität und Teratogenität) wird allgemein ein maximales zusätzliches Populations-Krebsrisiko von PKR = 10-5 (ein zusätzlicher Krebsfall pro 100.000 Personen) akzeptiert.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 2,00 |
Autor: | P. Raumauf C. Gikopoulos |
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