Eine differenzierte Analyse möglicher Auswirkungen von Schadstoffen im Boden von kontaminierten Standorten auf die menschliche Gesundheit wurde bisher in Österreich in der Praxis nicht durchgeführt. Derzeit erfolgt eine Gefährdungsabschätzung für das 'Schutzgut Boden' auf Basis von generischen Richtwerten im Rahmen der ÖNORM S 2088-2. Diese unterscheidet dem Konzept von Bodenfunktionen entsprechend zwar zwischen unterschiedlichen Nutzungen und beschreibt die Möglichkeit einer humantoxikologisch ausgerichteten Expositionsabschätzung, enthält aber keine methodische Grundlage dazu. In Bezug auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen an kontaminierten Standorten stellen dabei generalisierte Prüfwerte für ein stark vereinfachtes Szenario (orale Aufnahme von Boden) die operative Grundlage dar, um zu entscheiden, ob die Möglichkeit einer erhöhten Schadstoffexposition gegeben ist und weitere Untersuchungen dazu notwendig sind.
Eine differenzierte Analyse des von kontaminierten Standorten ausgehenden humantoxikologischen Risikos kann sowohl bei der Gefährdungsabschätzung wie auch bei der Ableitung von Maßnahmen ein sinnvolles Instrument darstellen. Daher wird derzeit im Rahmen des Projektes 'Altlastenmanagement 2010" eine Arbeitshilfe zur Durchführung einer humantoxikologischen Risikoanalyse erstellt.
Zur Risikoanalyse muss zunächst eine Expositionsabschätzung durchgeführt werden. Diese beruht auf der Charakterisierung des Schadstofftransfers von der Kontamination ('Quelle") hin zum Menschen ('Rezeptor"). Dabei sind die maßgeblichen Expositionspfade einerseits von den vorhandenen Schadstoffen und andererseits von den konkreten Nutzungen am Standort abhängig. Aus schadstoffspezifischen und nutzungsbezogenen Pfaden ergeben sich für einen Standort spezifische Expositionsszenarien, für die auf Basis von Expositionsparametern und gemessenen Schadstoffgehalten in den betreffenden Aufnahmemedien (Boden, Luft, Pflanze, etc.) die Exposition für jeden relevanten Schadstoff berechnet wird. Mittels der berechneten Exposition können maßgebliche Expositionspfade identifiziert und toxikologischen Vergleichswerten gegenübergestellt werden. Die Analyse des Beitrages verschiedener Expositionspfade zur Gesamtexposition liefert abschließend eine wichtige Hilfestellung bei der Ableitung von Maßnahmen für kontaminierte Standorte.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 2,00 |
Autor: | Doz. Mag. Dr. Thomas G. Reichenauer Wolfgang Friesl-Hanl Timo Dörrie Dipl.-Ing. Dietmar Müller |
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