Neuartiges Regelkonzept für Verbrennungsanlagen

Die Klimaänderungin Verbindung mit der Verknappung von Ressourcen und fossilen Energieträgern werden in Zukunft zu umfangreichen Veränderungen führen. Im Bereich der Abfallwirtschaft ist davon auszugehen, dass zunehmend Abfälle für eine stoffliche Verwertung oder energetische Nutzung als Sekundärbrennstoff herangezogen werden. Die Gewinnung von Sekundärbrennstoffen führt,wie die Entsorgung von Elektronikschrott oder Altautos, zu Abfallfraktionen mit höheren Chlorgehalten. Eine Verbrennung dieser Abfallfraktionen in Abfallverbrennungsanlagen ist nicht unproblematisch, da Chlor maßgeblich an Korrosionsprozessen beteiligt ist. Es wird ein Verfahren zur besseren Regelung von Abfallverbrennungsanlagen vorgestellt, das die Korrosion durch Chlor reduzieren kann. Im Mittelpunkt steht die separate Zuführung von Abfällen mit höheren Chlorkonzentrationen, bei der die Rohgaskonzentration von HCl als Regelgröße herangezogen wird.

Der Klimawandel, die zukünftige Versorgung mit Energie und die Verknappung von Ressourcen bestimmen maßgeblich die Diskussionen und Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft (SRU 2010, Angerer 2010). Insbesondere die zu erwartenden Preissteigerungen für die Energieträger Öl, Kohle, Gas sowie für Rohstoffe führen zu Veränderungen in vielen Bereichen, zu denen auch die Abfallwirtschaft gehört. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig verstärkt Abfälle für eine energetische bzw. stoffliche Verwertung sortiert und aufbereitet werden. Beispielsweise werden Abfälle seit vielen Jahren zunehmend in der Zementindustrie als Ersatz für fossile Brennstoffe eingesetzt. In der österreichischen Zementindustrie erhöhte sich der Anteil der Sekundärbrennstoffe im Zeitraum von 2002 bis 2007 auf einen Bereich zwischen 45 - 50% (Mauschitz 2008). Die Zementindustrie der Schweiz steigerte den Energiesubstitutionsgrad durch alternative Brennstoffe zwischen 2008 und 2009 von 46,5% auf 48,1% (Chemsuisse 2010). In Deutschland nahm der Anteil von 25% im Jahr 2000 auf 58,4% im Jahr 2009 zu (EUWID 2010). Außerdem werden in Deutschland ergänzend zu Abfallverbrennungsanlagen Sekundärbrennstoffkraftwerke errichtet, die u.a. der Energieversorgung von Industrieunternehmen dienen. Einschließlich der zurzeit in der Bauphase befindlichen Anlagen ist ab 2011 von 36 Standorten mit einer Kapazität von 6,17 Mio. Tonnen/Jahr auszugehen (Thiel 2009). Für eine Verwendung von Abfällen als Sekundärbrennstoffe in der Zementproduktion ist eine gezielte Aufbereitung erforderlich. Insbesondere chlorhaltige Bestandteile müssen durch die Anwendung von spektroskopischen Sortierstufen abgetrennt werden, da der Chlorgehalt im Zement gemäß DIN EN 197 1 (2004) auf 0,1% limitiert ist. Außerdem verursachen Chlorverbindungen bei der Zementherstellung Probleme, da Ablagerungen gebildet werden.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2010 (November 2010)
Seiten: 4
Preis: € 2,00
Autor: Dr. Ulf Richers
 
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