Betriebswirtschaftliche Perspektiven des Marktes für Ersatzbrennstoffe

Mit dem 01.06.2005 soll in der Abfallwirtschaft eine neue Zeitrechnung beginnen. Ab diesem Stichtag dürfen Siedlungsabfälle nicht mehr unbehandelt abgelagert werden.

Die verbleibende Zeit bis dahin wird zusehends knapp, um die unstreitig vorhandene Lücke an Vorbehandlungskapazitäten noch schließen zu können. Angesichts der für technische Anlagen dieses Ausmaßes erforderlichen Plan- und Errichtungsphase steigt die Spannung in der community.
Die Spannung wird jedoch weniger durch die rein technische Frage aufgebaut, ob dem Vorbehandlungsgebot termingetreu durch den Aufbau einer adäquaten Infrastruktur entsprochen wird, sondern vielmehr aus den Spekulationen über mögliche Konsequenzen einer Rechtspflichtverletzung gespeist. Die Gretchenfrage Wie hältst Du´s mit dem Deponieverbot unkonditionierten Mülls ab Mitte 2005 gipfelt in Zweifeln, ob wirklich Ernst gemacht wird mit einer gesetzlich kodifizierten, den Adressaten seit langem bekannten Rechtspflicht. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass umweltrechtliche Vorschriften im praktischen Vollzug auf den Verbindlichkeitsgrad von Parteiprogrammen zurückgestuft würden.
Wenn auch nicht als neu, so doch bis heute mit dem Charme eines highsophisticated- Attributs versehen, muss die Idee bezeichnet werden, den Beseitigungspfad als Methode der (Abfallbehandlungs-) Wahl zu verlassen und Abfälle zu einer marktfähigen Ware im herkömmlichen Sinne zu machen. Will man Abfällen diesen Status verleihen, muss man deren Werthaltigkeit erhöhen. Die Motive für diesen sowohl gedanklich-kreativen als auch technisch-innovativen Akt sind vielfältig. Das ökonomische Kalkül scheint aber gegenüber ökologischen Erwägungen dominant. Der Sammelbegriff für sämtliche Maßnahmen, aus Abfällen ein markttaugliches Transferobjekt zu erzeugen, lautet in Abgrenzung zur klassischen Beseitigung Verwertung. Eine höhere Verwertungsquote würde die zu schließende Lücke an Vorbehandlungskapazitäten verringern.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Optimierung der
Abfallverbrennung 1 (2004) (März 2004)
Seiten: 24
Preis: € 0,00
Autor: Prof. Dr. Heinz-Georg Baum
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.