Substitute Natural Gas aus Kohle

Die Erzeugung von brennbaren Gasen aus Kohle hat eine lange Tradition. Bereits mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden ersten Gasnetze aufgebaut, als in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten Gaslaternen zur Beleuchtung öffentlicher Plätze und Straßen aufkamen. Relativ rasch verbreitete sich dann auch der Einsatz von Stadtgas in Fabriken und Privathaushalten, in denen Gas vorerst nur zur Beleuchtung, aber bald auch zu Koch- und Heizzwecken verwendet wurde. Bereits 1812 entstand das erste kommerzielle Gaswerk in London [1]. Da der in der Kohle enthaltene Kohlenstoff nur zu geringen Teilen in Gas umgesetzt werden konnte, hatte das entstandene Produktgas geringe Kohlenmonoxidkonzentrationen von 3 bis 8 %; Hauptbestandteile waren Methan und Wasserstoff.

Erst mit der Verbreitung der von Carl Wilhelm Siemens entwickelten Wassergaserzeugung Mitte des 19. Jahrhunderts, war es möglich, auch Koks als Rohstoff zu verwenden. Beim Wassergasprozess wird Wasserdampf über ein heißes Koksbett geleitet und dabei Kohlenstoff mit Wasser zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgewandelt. Da diese Reaktion hohe Temperaturen erfordert, wurde dieser Prozess erst durch den Einsatz von Schamottkammern anstelle von Eisenretorten ermöglicht. Das im Wassergasprozess entstandene Gas bestand hauptsächlich aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid und wurde mit dem kohlenstoffarmen Gas aus den Eisenretorten zu Stadtgas gemischt. So ergab sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Stadtgaszusammensetzung von etwa 50 % Wasserstoff, 25 % Methan, 10 % Kohlenmonoxid und Resten aus Kohlendioxid, Stickstoff, Sauerstoff und Kohlenwasserstoffen. Bei der Herstellung von Stadtgas kam es zu starken Schwankungen in der Gaszusammensetzung. Der untere Heizwert wurde in einem Bereich von 17 bis 20 MJ/m³ konstant gehalten.



Copyright: © TU Dresden, Institut für Energietechnik
Quelle: Sichere und nachaltige Energieversorgung 2009 (Oktober 2009)
Seiten: 14
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. habil. Jürgen Karl
Dipl.-Ing. Christoph Baumhakl
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Kienberger
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.