Möglichkeiten und Grenzen oxidativer Verfahren in der Wasseraufbereitung (Trinkwasser, Abwasser)

Oxidative Prozesse spielen seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der Wasseraufbereitung zur Desinfektion und Voroxidation. In den letzten Jahren ist zunehmend die Eliminierung organischer Spurenstoffe in den Vordergrund getreten. Der Beitrag stellt den aktuellen Wissensstand zu den verschiedenen Oxidationsprozessen, Untersuchungsergebnisse aus der Aufbereitung von Trinkwasser und Abwasser sowie zur Toxizität der gebildeten Oxidationsprodukte vor.

Oxidative Verfahren in der Wasseraufbereitung umfassen im fachlichen Sprachgebrauch die Dosierung von Chlor, Chlordioxid, Ozon und anderer starker Oxidationsmittel. Ublicherweise ist die Abtotung von Mikroorganismen (Desinfektion) das primare Aufbereitungsziel. Neuerdings ist der Abbau von unerwunschten organischen Inhaltsstoff en als weiteres Ziel starker in den Fokus geruckt. Seit den 70er Jahren wurde die Bildung von gesundheitsschadlichen und zum Teil krebserregenden chlororganischen Verbindungen beim Einsatz von hohen Chlordosierungen zunehmend erkannt. Die Verwendung von Chlor zum Zwecke der Oxidation wurde in Deutschland in der Trinkwasserverordnung 1990 daher verboten. Oxidative Verfahren mit Einsatz von Ozon wurden in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und in anderen europaischen Landern seit den 70er Jahren in der Trinkwasseraufbereitung aus Oberfl achengewassern als eine Alternative zur Chlorung genutzt. Beim Einsatz von Ozon werden neben der direkten Oxidation durch Ozon hochreaktive OH-Radikale gebildet, die beim Abbau von schwer oxidierbaren Verbindungen von grosser Bedeutung sind. Prozesse, bei denen es zur Bildung von OH-Radikalen kommt, werden auch Advanced Oxidation Processes (AOP) genannt. Die Moglichkeiten der Oxidationsverfahren wurden dabei durch oxidative Kopplungsprozesse, zum Beispiel in der Kombination von Wasserstoff peroxid (H2O2) mit Ozon oder mit UV-Bestrahlung noch erweitert. Bei einem AOP basiert die Oxidation im Wesent lichen auf der Wirkung von OH-Radikalen. Der Einsatz von AOP erfolgte zunachst bei der Aufbereitung von industriellen Prozesswassern, in jungster Zeit jedoch auch zur Trinkwasseraufbereitung.



Copyright: © DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Quelle: GWF 09/2010 (September 2010)
Seiten: 8
Preis: € 8,00
Autor: Prof. Dr. rer. nat. Torsten C. Schmidt
Dr. Holger Lutze
Dr.-Ing. Wolf Merkel
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Bedeutung und Grenzen der Produktverantwortung für den Klimaschutz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Klimaschutz prägt das Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht durchgehend. Er spielt etwa eine mehrfache Rolle bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen.1 Umgekehrt hat die Kreislaufwirtschaft eine sehr bedeutsame Rolle für den Klimaschutz. Das BVerfG spricht in seinem Klimabeschluss eigens die Änderung von Produktionsverfahren zur Klimaneutralität an: Der Gesetzgeber muss u.a. frühzeitig aufzeigen, welche Produkte erheblich umzugestalten sind. Zwar hat er dabei eine weitgehende Gestaltungsfreiheit. Jedoch ist eine Politik zu entwickeln, die insgesamt die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen verspricht.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.