Verbrennung von gemischten und aufbereiteten Abfällen - Akzeptanz in Deutschland

Die Abfallverbrennung ist das höchst entwickelte Verfahren zur Behandlung von stofflich nicht zu verwertenden Abfällen. Die mechanisch-biologische Abfallbehandlung ist kein Ersatz für die Verbrennung, sondern eine Vorbehandlung mit dem Ziel, einen aufbereiteten Brennstoff herzustellen. Dieser wird als Ersatzbrennstoff bezeichnet und weist ein ähnliches Schadstoffspektrum wie der Restabfall auf. Für die Verbrennung von Ersatzbrennstoffen gelten folgerichtig die gleichen Rechtsnormen wie für Restabfälle.

Die Verbrennungskapazität sowohl für Restabfälle als auch für Ersatzbrennstoffe wird für die in Deutschland anfallenden Abfälle in absehbarer Zeit voraussichtlich ausreichen. Die Emissionen aus Abfallverbrennungsanlagen waren in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts nicht tolerabel. Nach In-Kraft-Treten der 17. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (17. BImSchV) werden diese Emissionen so stark reduziert, dass Entscheidungsträger, die vor dieser Zeit nachweislich Gegner dieses Verfahrens waren, zur begründeten Überzeugung kamen, dass nur die Abfallverbrennung für die Behandlung von Restabfällen verantwortbar ist. Die Jahresmittelwerte für die Emissionen aus Abfallverbrennungsanlagen betragen nur einen kleinen Bruchteil der in der Verordnung festgelegten Halbstunden- und Tagesmittelgrenzwerte. Für die Genehmigung sind diese Grenzwerte in Anbetracht der Heterogenität des Abfalls notwendig. Eine zusätzliche Sicherheit stellen die Alarm- und Kontrollwerte dar, mit denen die Behörden die Zuverlässigkeit des Betreibers kontrollieren können. Die Bundesärztekammer hat in einem Gutachten festgestellt, dass die Gesundheit von Menschen in der Umgebung von Abfallverbrennungsanlagen nicht beeinträchtigt wird. Mit der Abfallverbrennung wird nicht nur Abfall sicher und hygienisch entsorgt, sondern ein wirtschaftlicher Restnutzen aus dem anders nicht verwertbaren Abfall erzielt. Es kann elekrischer Strom und Wärme - für Prozessdampf und Fernwärme - erzeugt werden. Dies kann im Einzelfall einen erheblichen wirtschaftlichen Nutzen für die beteiligten Firmen darstellen. Der Verlauf von Genehmigungsverfahren stellt sich gelegentlich problematisch dar. Dies liegt im Allgemeinen an den Verfahrensbeteiligten, insbesondere an den Aktivitäten von Projektgenern, aber auch an der nicht immer optimalen Fähigkeit der übrigen Projektbeteiligten. Verbesserungen sind durch Optimierung des Genehmigungsmanagements, auch mit Hilfe von Behördengutachtern, und der Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen. Die Kommunikation mit den potentiell Betroffenen soll frühzeitig qualitativ hochwertig und umfassend sein. Für die Sachinformation werden Thesen zur Öffentlichkeitsarbeit formuliert, die im konkreten Fall mit ausführlichen Informationen angereichert werden müssen.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2008 (November 2008)
Seiten: 8
Preis: € 4,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Kundenorientierung durch Digitalisierung & Nachhaltigkeit - Erfahrungsberichte kommunaler Betriebe
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Viele Jahre standen in der deutschen Branche der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung rein wirtschaftliche Zielsetzungen im Fokus. Reinigungs- und Abfallsammeltouren wurden überplant und immer effizienter ausgestaltet, mit dem Ziel, die Kosten zu senken oder zu stabilisieren. In den letzten Jahren rückten zudem weitergehende Aspekte wie Qualität der Leistungserbringung, Individualisierung bzw. Bedarfsorientierung des Angebotes / der Dienstleistung sowie die Thematiken Klimawandel und Digitalisierung zunehmend in den Fokus der Betriebe und ziehen, im weitesten Sinne, die Klammer um die bekannten Nachhaltigkeitsthemen Ökonomie, Ökologie, Soziales.

ReWaste4.0 und ReWaste F: Entwicklung des Recyclingindex für Ersatzbrennstoffe zum internationalen Standard
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Nachhaltigkeit, regionale und globale Abfallproblematik, Umwelt- und Klimaschutz sowie materialspezifische Recyclingfähigkeit und technisches Recycling mit dem Einsatz von qualitätsgesicherten sekundären Roh- und Brennstoffen in der industriellen Produktion von neuen Produkten sind international aktuelle gesellschaftliche Themen mit hohem Stellenwert. Aus diesem Grund haben 2017 zwei wissenschaftliche und acht Unternehmenspartner im Rahmen des FFG-geförderten COMET K-Projekts "ReWaste4.0" den ehrgeizigen Paradigmenwechsel eingeleitet, der für die Weiterentwicklung der Umwelttechnik & Abfallwirtschaft für nicht gefährliche, gemischte kommunale und gewerbliche Abfälle in Richtung 'Circular Economy 4.0' erforderlich ist.

Innovativer Ansatz für einen optimierten EBS-Einsatz in Zementwerken
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket bewirkt weitreichende Maßnahmen und Veränderungen in der Sammlung und Aufbereitung von Kunststoffverpackungen in ganz Europa. Trotz der bereits heute ausgeprägten Recyclingaktivitäten sind auch in Österreich zusätzliche Anstrengungen erforderlich, um die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen bis 2025 zu verdoppeln (siehe Abb. 1).

Mobilisierung der Biomassenutzung aus sekundären Rohstoffquellen in Thüringen - ThIWertBioMobil
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Im Projekt ThIWertBioMobil wurde die Erhöhung der werkstofflichen und rohstofflichen Verwertung von biogenen Reststoffen erfolgreich untersucht. Ein Ziel der Aktivitäten war es, den enthaltenen Kohlenstoff möglichst für eine lange Nutzungsperiode in einem neuen Produkt zu speichern. Hierbei ist es mit Hilfe des Gleitfunkenspektrometers gelungen, Althölzer der Klasse I sicher von behandelten Althölzern zu unterscheiden und damit ein optimiertes, werkstoffliches Recycling zu ermöglich. Siebüberläufe konnten sowohl störstoffentfrachtet als auch mit beinhaltenden Störstoffen in eine hochwertige Pyrolysekohle rohstofflich umgewandelt werden.

Stoffliche und energetische Verwertung biogener Rest- und Abfallstoffe als Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (11/2022)
Die neuesten Weltklimaberichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC 2022) machen deutlich, wie dringend ein energisches Handeln der Menschheit ist, um den globalen Herausforderungen einer Klimakrise zu begegnen und die negativen Folgen so gering wie möglich zu halten. Dabei zeichnen sich bereits heute gravierende Auswirkungen des Klimawandels ab. Gemäß der United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) leiden inzwischen 2,3 Milliarden Menschen unter Wasserknappheit, und die Zahl und Dauer von Dürren hat allein seit dem Jahr 2000 um 29 % zugenommen (UNCCD 2022).