Verfahren für den Abbau von Arzneimitteln und Industriechemikalien

Pharmazeutische Substanzen gelangen über menschliche und tierische Fäkalien in die Kanalisation, bzw. in weiterer Folge in die kommunalen Kläranlagen. Aufgrund ihrer komplexen Zusammensetzung können diverse Medikamente (z.B. Carbamazepin) und Komplexbildner (z.B. EDTA, NTA) nicht in den konventionellen Kläranlagen abgebaut werden, es erfolgt ein Eintrag in aquatische Systeme (Berthold et al. 1998), (Ternes 1999). Im Bereich der Pharmazeutika ergibt sich ein Gefährdungspotential durch hormonell wirksame Substanzen (Verweiblichung, Fertilität) - siehe Paumann & Vetter 2003 - und die Ausbildung von Antibiotikaresistenzen (Balcioglu & Ötker 2003).

Das Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik (IAE) untersucht im Rahmen eines Forschungsprojektes die Behandlungsmöglichkeiten von Pharmazeutika (Arzneimittel) und Industriechemikalien (z.B. Komplexbildner wie EDTA und NTA) in kommunalen und branchenspezifischen Abwässern (z.B. Krankenhaus, Industriebetrieb). Dazu werden zwei innovative Methoden (Einsatz von Diamantelektroden, Ozonierung) herangezogen, da die ausgewählten Schadstoffe mit den bestehenden Einrichtungen einer Kläranlage nicht - oder nur in beschränktem Maße - abgebaut werden können. Neben der Auswirkung dieser Substanzen auf aquatische Kleinlebewesen (z.B. Daphnien) wurden bei erhöhten Konzentrationen auch Auswirkungen auf Fische (Verweiblichungen) und die Möglichkeit von Antibiotikaresistenzen nachgewiesen. Innerhalb der ersten Projektphase konnte so der Nachweis der Funktionstüchtigkeit der eingesetzten Verfahren erbracht (Eliminationsraten > 90 %) werden. Zur Zeit wird am Areal der Leobener Kläranlage eine Technikumsanlage im Bypass (in Summe ca. 1 m³/h) betrieben. Diese ist in Form von vier parallelen Durchflusszellen konzipiert, die eine unterschiedliche Baugröße (drei, sechs und neun Elektrodenpakete) aufweisen. Hierdurch kann zum einen eine Referenz (leere Durchflusszelle als Ausgangswert) gewährleistet werden, zum anderen erlaubt dieser Aufbau die Abwicklung von drei parallel laufenden Versuchen. Die Anlage wird nun noch um eine Ozonierung sowie eine automatischen Probenahmestation erweitert.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Depotech 2008 (November 2008)
Seiten: 6
Preis: € 3,00
Autor: Hannes Menapace
Markus Fellerer
Martin Josef Treschnitzer
Stefan Weiss
 
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