Potenzialanalytische Überlegungen zur Entwicklung dezentraler und zentraler Biogasanlagen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Endlichkeit fossiler Rohstoffe und der drohende Klimawandel erzwingen Alternativen zur Versorgung mit fossilen Energieträgern. Mecklenburg-Vorpommern ist diesbezüglich in einer günstigen Situation: Erstens fällt die (energetische) Modernisierung des Landes in eine Zeit, in der bereits eine Vielzahl von Lösungen - z.B. zur Steigerung der Energieeffizienz - verfügbar ist. Zweitens weist das Land aufgrund seiner geringen Besiedlungsdichte mit Bevölkerung und Industrie einen generell niedrigen Energieverbrauch und nur wenige räumlich konzentrierte Verbrauchsschwerpunkte auf.

Aus verschiedenen Gründen ist die Kenntnis der zukünftigen Entwicklung im Biogasbereich erforderlich. Zur Gewinnung diesbezüglicher Aussagen hat sich die Nutzung potenzialanalytischer Methoden bewährt. Diese stoßen jedoch in der bestehenden Form bei der Erfüllung aktueller Anforderungen an Grenzen und bedürfen deshalb der Weiterentwicklung. Neben einer - immer geforderten - Verbesserung der Datenbasis betrifft dies z.B.:
- den Übergang von der ein- zur mehrdimensionalen Potenzialanalyse, indem die Beschränkung auf die Analyse des Rohstoffbereichs aufgegeben und die übergeordneten Nachfrage- und Angebotsbereiche einbezogen werden,
- die Einbeziehung der Möglichkeit großer Anlagen in die Konstruktion von Szenarien (z.B. auf der Grundlage von potentiellen Standorten mit größeren zusammenhängenden und daher am ehesten wirtschaftlich erschließbaren Biomassepotenzialen),
- die Einbeziehung von Expansionsmöglichkeiten für bestehende Potenziale, z.B. durch die Berücksichtigung des Imports von Biomasse von außerhalb in den Betrachtungsraum oder der Umnutzung von Nahrungsmittelproduktionsflächen zur Erzeugung energetisch genutzter Biomasse,
- die Entwicklung von Methoden zur Abbildung und Analyse neuer technologischer Pfade wie der Biogaseinspeisung oder der Fermentation von Feststoffen.
Nicht zuletzt wäre es wichtig, regionale Zielvorgaben für die Entwicklung im Biogasbereich zu erarbeiten und diese in die Potenzialanalyse und die Szenarienkonstruktion einfließen zu lassen. Dann bestünde die Möglichkeit zu fragen, welche Aktivitäten und Maßnahmen erforderlich wären, um diese Ziele zu erreichen.



Copyright: © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock
Quelle: 2. Rostocker Bioenergieforum (Oktober 2008)
Seiten: 11
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Frank Grüttner
Dr. Ralf Kähler
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.

Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.

Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.