Emissionen aus der Kompostierung und Vergärung von Bioabfällen im Vergleich

Die biologische Behandlung von organischen Abfällen hat aufgrund der mikrobiellen Abbauprozesse zur Folge, dass klimawirksame Gase (Treibhausgase) wie Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) und Methan (CH4) gebildet werden können. Im Hinblick auf die Bilanzierung von gasförmigen Emissionen aus Kompostierungsprozessen sind darüber hinaus die Gaskomponenten Kohlendioxid (CO2), Ammoniak (NH3), Stickstoffmonoxid (NO) und Non-Methane Volatile Organic Compounds (NMVOC) von Bedeutung.

Die Bildung der Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O) bei der Kompostierung von Bio- und Grünabfällen hängt im Wesentlichen vom C- und NGehalt im Ausgangsmaterial sowie von den Prozessbedingungen ab und weniger von der bautechnischen bzw. verfahrenstechnischen Ausstattung der Behandlungsanlage. In einem UFOPLAN-Projekt wurde jetzt erstmalig die Emissionssituation für Deutschland ermittelt; Anlagen mit guter fachlicher Praxis zeigen folgendes Bild:
 
Geschlossene und teilgeschlossene Kompostierungsanlagen: CH4 von 120 bis 1.500 g/Mg, Mittelwert: 680 g/Mg N2O von 49 bis 120 g/Mg, Mittelwert: 68 g/Mg NH3 von 15 bis 110 g/Mg, Mittelwert: 63 g/Mg
 
Offene Kompostierungsanlagen, Input Bio- und Grünabfälle: CH4 von 1.600 bis 2.100 g/Mg, Mittelwert: 1.800 g/Mg N2O von 120 bis 270 g/Mg, Mittelwert: 190 g/Mg NH3 von 550 bis 1.400 g/Mg, Mittelwert: 910 g/Mg
 
Kompostierungsanlagen mit Vergärung und Nachrotte: CH4 von 3.200 bis 4.600 g/Mg, Mittelwert: 3.700 g/Mg N2O von 38 bis 190 g/Mg, Mittelwert: 120 g/Mg NH3 von 25 bis 320 g/Mg, Mittelwert: 200 g/Mg
 
Eine vergleichbare Studie aus den Niederlanden kommt im Durchschnitt zu geringeren Emissionen der aktiv belüfteten Rotteverfahren. Optimierungsmaßnahmen an deutschen Anlagen in Folge von Sanierung bzw. Fehlbetrieb können zu ähnlich guten Ergebnissen führen. Durch ein geschlossenes Rotteverfahren mit Abluftreinigung in einem Biofilter wird grundsätzlich keine Reduktion der beiden Treibhausgase erreicht. Methan wird im Biofilter nicht oder nur unwesentlich abgebaut und Lachgas sogar aus NH3 Umsetzungen im Biofilter neu gebildet. Sinnvoll kann daher eine Senke für NH3 sein (Saure Wäsche), insbesondere bei der Behandlung der Nachrotteabluft von Vergärungsanlagen. Bei offenen Anlagen besteht ein Optimierungspotenzial bei Mietengeometrie und Umsetzintervall.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: Biomasse-Forum 2008 (November 2008)
Seiten: 22
Preis: € 11,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. Carsten Cuhls
Dipl.-Ing. Birte Mähl
Dr. Joachim Clemens
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Biogene Abfälle und Reststoffe - Kohlenstoffquelle, Bioenergie und negative Emissionen
© Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (12/2024)
Deutschlands Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu werden. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür ist, den Material- und Energieverbrauch erheblich nachhaltiger aufzustellen, denn die angestrebte Klimaneutralität beinhaltet zwei wesentliche Standbeine: Zum einen die Umstellung der Energieversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien (EE).

Wie wird ein Unterhaltungsverband klimaneutral?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2020)
Vorrangige Aufgabe von Unterhaltungsverbänden ist es, für eine ordnungsgemäße Entwässerung ihres Verbandsgebietes zu sorgen. Wenn zu diesem Zweck 150 Schöpfwerke mit Stromkosten von rd. 800.000 € pro Jahr betrieben werden müssen, stehen Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz zunächst hintenan. Eine Analyse bestätigt, dass es möglich ist, bis 2035 die Klimaneutralität zu erreichen.

Ressourcenschonende Instandsetzung
© Rhombos Verlag (3/2019)
Recycling und Wiederverwendung spielten für die Sanierung der Wiener U-Bahn-Linie 4 eine wichtige Rolle

Weiterentwicklung der MBA im Fokus der stoffspezifischen Abfallbehandlung - neues Strategiepapier der ASA
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (5/2017)
Die aktuellen Veränderungen der europäischen und nationalen Energie- und Umweltpolitik werden sich langfristig auf die Abfallströme, deren Zusammensetzungen, Mengen und Verwertungswege auswirken. Um sich auf diese Gegebenheiten einzustellen, hat die ASA unter intensiver Einbindung ihrer Mitgliedsbetriebe ihr Strategiepapier 2030 erarbeitet. Neben den aktuellen Entwicklungen zeigt das Strategiepapier die sich aus der Energiewende und Kreislaufwirtschaft ergebenden Chancen und Perspektiven für die stoffspezifische Abfallbehandlung auf. Für die ASA wird künftig nicht nur die reine Anlagentechnik bei der effizienten Verwertung von Stoffströmen im Vordergrund stehen, sondern auch die Philosophie einer technologieübergreifenden, ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft unter Einbeziehung aller Abfall- und Wertstoffarten.

Treibhausgasquote ab 2015 - Chance oder Risiko?
© Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock (6/2015)
Die politischen Rahmenbedingungen haben die Nutzung von Biokraftstoffen im Verkehrssektor in Deutschland in den vergangenen Jahren maßgeblich beeinflusst. Zum 01.01.2015 ist die Treibhausgasbezogene Quote anstelle der zuvor geltenden energetischen Biokraftstoffquote in Kraft getreten. Es ist davon auszugehen, dass sich mittelfristig die Biokraftstoffmenge und die Art ihres Einsatzes, vor allem aber die zur Biokraftstoffproduktion eingesetzten Rohstoffe und die realisierte Treibhausgas (THG) vermeidung verändern kann. Eine THG-Vermeidung von 3,5 % (wie für 2015 und 2016 vorgeschrieben) ist im Rahmen der Beimischung realisierbar. Hingegen ist die stufenweise Anhebung der Quote auf 6 % bis 2020 innerhalb derzeitiger Beimischungsgrenzen und mit Hilfe aktueller Biokraftstoffoptionen nicht realisierbar. Aktuelle Diskussionen auf europäischer Ebene sowie die Ausgestaltung der Quotenregelung in Deutschland lassen weitere Optionen zur THG-Vermeidung erwarten. Neben den THG-Vermeidungskosten könnten weitere regulatorische oder fördernde Maßnahmen die Zielerreichung beeinflussen.

Login

Literaturtip:
 
zu www.energiefachbuchhandel.de