Sandwich-Sanierung - Marode Abwasser-Schächte müssen nicht gleich erneuert werden
Manko bisheriger Sanierungsmethoden für Kanal-Schächte: Sie halten den Erschütterungen des Straßenverkehrs nicht lange stand. Abhilfe verspricht ein Sandwich-Verfahren, das im Kern auf Polyurethan-Hartschaum setzt.
20.11.2006 Zum Milliarden Euro schweren Sanierungsbedarf des deutschen Kanalnetzes gehören auch die Abwasser-Schächte. Sie sind einziger Zugang zur Kanalisation und dienen zur Kontrolle, Reinigung und Sanierung des Entwässerungssystems sowie zur Belüftung des Abwassers. Rund zehn Millionen dieser Schächte gibt es bundesweit. Nicht alle müssen im Schadensfall total und teuer erneuert werden. Auch In-situ-Sanierungen sind durchaus möglich. So hat eine bundesweite Erhebung des ,Instituts für Unterirdische Infrastruktur (IKT)', Gelsenkirchen, gezeigt, dass sich rund 12 Prozent aller Schächte für den Einsatz von Beschichtungsverfahren eignen. Markt-Volumen: rund 2,7 Mrd. Euro.
Die bisher am Markt verfügbaren Verfahren - meist auf Basis von Mörtel oder dem Kunststoff Polyurethan - zeigen jedoch Schwächen, so das IKT. Neben Mängeln hinsichtlich Korrosionsbeständigkeit und Verbundverhalten zum alten Untergrund aus Beton oder Mauerwerk fehle es vor allem an statischer Tragfähigkeit. Genau hierauf kommt es jedoch bei Abwasser-Schächten an, da sie meist im Straßen-Querschnitt angeordnet sind und daher durch PKW- und Lastverkehr belastet werden.
Also sann das Sauerländer Unternehmen Loos PUR Technik (Neuenrade), spezialisiert auf Sanierungstechniken für Schächte und Becken mittels Polyurethan, auf Abhilfe. Und entwickelte die Idee für eine korrosionsbeständige und gleichzeitig selbst tragende Sandwich-Beschichtung. Wissenschaftlich unterstützt wurde dieses Vorhaben (Start: 2005) vom IKT, gefördert durch das nordrhein-westfälische Umweltministerium. Der Grundgedanke ist einfach: Eine marktübliche Polyurethan-Beschichtung wird auf die Schachtwand aufgespritzt und darauf ein tragfähiger Kern aus Polyurethan-Schaum (PUR-Hartschaum) aufgetragen. Hierzu dient eine flexible Schalung, in die der Schaum vergossen wird. Abschließend wird zum Schutz wieder eine dünne Schicht Polyurethan aufgespritzt. Die Stärke des Sandwich beträgt maximal fünf Zentimeter, andernfalls würde die Bewegungsfreiheit für Arbeiten im Schacht eingeschränkt.
Material-Prüfungen bestätigten die Standsicherheit und Tragfähigkeit der Sandwich-Schicht ebenso wie die Berechnungen anhand eines mathematischen Modells, das zusammen mit dem Lehrstuhl für Statik und Dynamik der Ruhr-Uni Bochum entwickelte wurde. Auch die Praxis-Tests im Schacht zeigten: Das Verfahren ist problemlos einsetzbar, vorausgesetzt der Hartschaum wird durch ein automatisiertes Verfahren maschinell angerührt. Andernfalls komme es zu Schwankungen in der Material-Qualität, so der Projekt-Bericht.
Probleme bereite noch die Entfernung der Schalungselemente, da sich der PUR-Schaum fest mit ihnen verbinde. Aus diesem Grund biete sich an, die Schalung ebenfalls aus Hartschaum zu fertigen und als Teil der Schaumschicht (,verlorene Schalung') im Schacht zu belassen. Ziel der zweiten Phase des Förder-Projektes - voraussichtlich 2007 - ist, die Sandwich-Beschichtung zur Praxisreife weiterzuentwickeln. Den Projekt-Bericht ,Sandwich-Beschichtung für Abwasserschächte' gibt es im Internet unter www.ikt.de .
Unternehmen, Behörden + Verbände: Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT), Loos PUR Technik, Nordrhein-Westfälisches Umweltministerium, Ruhr-Universität Bochum
Autorenhinweis: Heinz-Wilhelm Simon
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