Treffpunkt Entsorga-Enteco - Die Umweltbranche kommt nach Köln

Europas Städte und Gemeinden stehen vor enormen Herausforderungen. Das gilt für die Wasserver- und -entsorgung, aber auch für die kommunale Abfallwirtschaft. Immer häufiger erhalten deshalb private Entsorger die Chance, ihr Know-how unter Beweis zu stellen. Und auch immer mehr Unternehmen aus Industrie, Gewerbe und Handel übergeben ihr Wasser-, Abwasser- und Abfall-Management an private Dienstleister. Das komplette Service-Angebot für Kommunen und Wirtschaft wird auf der Entsorga-Enteco 2006 präsentiert.

30.10.2006 Kommunen, vor allem städtische Gebiete, spielen bei der Umsetzung der europäischen Strategie für eine nachhaltige Entwicklung eine zentrale Rolle. Sie sind eine besonders bedeutende Schnittstelle für eine zukunftsfähige Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Dieser Einsicht folgend, hat die Kommission der Europäischen Gemeinschaften Anfang 2006 eine thematische Strategie für die städtische Umwelt verabschiedet. Ihr Ziel ist, die Anwendung des europäischen Umweltrechts auf lokaler Ebene zu verbessern. Hierzu sollen die Kommunen beispielsweise integrierte Managementsysteme entwickeln, die die Umsetzung der unterschiedlichen umweltpolitischen Vorgaben miteinander vernetzen.

Dies alles, wohl wissend, dass Europas Städte vor der Bewältigung enormer Probleme stehen: schlechte Luftqualität, hohes Verkehrsaufkommen und Staus, starke Lärmbelästigung, bedenkliche Qualität der bebauten Umwelt, aufgegebene Flächen, Zersiedelung der Landschaft, Gewässerverschmutzung und steigende Anforderungen an die Trinkwassergewinnung sowie Abwasser- und Abfallentsorgung.

Die Wasserwirtschaft zum Beispiel: Mehrere hundert Milliarden Euro haben die Länder der Europäischen Union in den vergangenen 130 Jahren dafür aufgewendet, um die nahezu lückenlose Versorgung ihrer Bürger mit sauberem Trinkwasser aufzubauen. Gleiches gilt für Entsorgung ihrer Abwässer. In der Bundesrepublik Deutschland sind beispielsweise weit über 90 Prozent der rund 82 Mio. Einwohner an öffentliche Kanalnetze sowie hochmoderne kommunale Kläranlagen angeschlossen. Bewerkstelligt wird das durch mehr als 6.500 meist kommunalwirtschaftliche Unternehmen, die über 10.000 Abwasserbehandlungsanlagen betreiben. Für frisches Trinkwasser sorgen noch einmal rund 6.000 Betriebe - ebenfalls überwiegend in kommunaler Hand - mit ihren über 18.000 Wasserwerken.

Allerdings geraten die Kommunen bei der Bewältigung ihrer wasserwirtschaftlichen Aufgaben zunehmend unter Druck. 20 Prozent des öffentlichen Kanalsystems sind mittlerweile sanierungsbedürftig. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge müssten zwischen 3 und 14 Mrd. Euro pro Jahr aufgebracht werden, allein um den Substanzwert des Kanalnetzes mittelfristig zu erhalten. Angesichts chronisch knapper öffentlicher Kassen bringen die deutschen Kommunen derzeit lediglich 1,6 Mrd. Euro zusammen.

Dabei warten in Zukunft noch weit größere Herausforderungen. Demographische Entwicklung und Abwanderung von Industriebetrieben führen schon heute in vielen Städten zu Bevölkerungsschwund. Und die Dagebliebenen verbrauchen immer weniger Wasser. Der Schnitt liegt bei unter 130 Liter pro Tag und Bundesbürger.

Um die Wasserver- und Abwasserentsorgung zukunftsfähig zu machen, müsste das gesamte System langfristig umgebaut werden - teils durch Rückbau-Maßnahmen, teils durch eine flexiblere, dezentrale Neugestaltung. Ein Investitionsprogramm von enormem Ausmaß, das die Kommunen angesichts der derzeitigen Verfassung ihrer Haushalte wohl kaum bewältigen können. Zumindest nicht alleine, ohne die Einbeziehung von Know-how und Kapital aus der Privat-Wirtschaft.

Die Möglichkeit dazu hätten sie jedenfalls. Das deutsche Wasserhaushaltsgesetz zumindest räumt den Bundesländern ausdrücklich die Möglichkeit eigenständig zu regeln, unter welchen Voraussetzungen eine öffentlich-rechtliche Körperschaft ihre Abwasserbeseitigungspflicht teilweise oder sogar ganz auf einen Dritten übertragen kann. Von dieser Möglichkeit wird derzeit jedoch noch kaum Gebrauch gemacht. Nach wie vor wird die Abwasserentsorgung in Deutschland von öffentlich-rechtlichen Unternehmen dominiert.

Private Dienstleister sind bisher an der Abwasserentsorgung von nur rund 10 Prozent der angeschlossenen Bewohner beteiligt. Etwas günstiger sieht es bei der Trinkwasserversorgung aus. Fast 30 Prozent des Wasseraufkommens wird hier von öffentlich-privatwirtschaftlichen Mischunternehmen bereitgestellt und fast vier Prozent von reinen Privat-Unternehmen. Angeboten werden private Dienste für die Wasserver- und -entsorgung beispielsweise von der Veolia Wasser GmbH, Tochter des international tätigen französischen Konzerns Veolia Environnement (Paris), von der Eurawasser GmbH, die zur ebenfalls französischen Unternehmensgruppe Suez Environnement (Paris) gehört oder von den deutschen Unternehmen RWE-Aqua und Gelsenwasser.
 
Aber auch immer mehr Unternehmen aus der Entsorgungsbranche unterbreiten Kommunen wasserwirtschaftliche Angebote. Vor allem größere wie Remondis, aber zunehmend auch kleinere. In der Bundesrepublik gibt es schätzungsweise über 700 private Unternehmen, die die Abwasserbeseitigung in ihrem Dienstleistungsprogramm haben. Zum Angebotsspektrum privater Entsorgungsunternehmen gehören auch Inspektion, Instandhaltung, Wartung und Sanierung von Abwasserkanälen.

Zu den Kernaufgaben von Gemeinden, Städten und Landkreisen gehört auch, die Abfälle ihrer Bürger zu entsorgen. Hier machen die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger jedoch schon reichlich Gebrauch von der Möglichkeit, mit dieser Aufgabe private Dritte zu betrauen. Rund zwei Drittel der rund 44 Mio. Tonnen Haushaltsabfälle werden in der Bundesrepublik mittlerweile von privaten Dienstleistern eingesammelt, wenn möglich verwertet, der Rest thermisch oder mechanisch-biologisch behandelt und schließlich deponiert.

Hierzu kann die private Entsorgungswirtschaft den Kommunen vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit anbieten. Sie reichen von Pacht- und Betriebsführungsverträgen über die Realisierung von Betreiber- und Kooperationsmodellen inklusive Gründung gemeinschaftlicher Unternehmen bis hin zur kompletten Übernahme der Entsorgungspflicht.

Über die Hausmüllbeseitigung sowie Wasserver- und Abwasserentsorgung hinaus haben private Unternehmen noch ein breites Spektrum an weiteren Diensten für die Kommunen im Angebot. Es reicht von der Reinigung von Straßen und Gehwegen über Winterdienste, die Entleerung von öffentlichen Abfallbehältern und die Pflege von Grünflächen bis hin zum Betrieb von öffentlichen Toiletten und Straßenlaternen.

Allerdings sind die Kommunen nicht die einzigen Kunden, die die private Entsorgungswirtschaft im Visier hat. Mindestens ebenso wichtig sind ihr Industrie, Gewerbe und Handel. Nicht von ungefähr halten sie Marktanteile von 85 Prozent bei der Entsorgung von Gewerbeabfällen und von 95 Prozent gar bei Sammlung und Transport von Sondermüll.KC
 
Zusatzinformation
Entsorga-Enteco 2006
Die Entsorga-Enteco, die internationale Fachmesse für Abfallwirtschaft und Umwelttechnik, findet alle drei Jahre in Köln statt. In diesem Jahr ist sie vom 24. bis 27. Oktober 2006. Die Öffnungszeiten für Aussteller sind täglich von 8 bis 19 Uhr, für Besucher von 9 bis 18 Uhr. Die Tageskarte kostet im Vorverkauf Euro 15, an der Kasse Euro 20. Die Zwei-Tages-Karte kommt auf Euro 20/25, die Dauerkarte auf Euro 34/40.

Unternehmen, Behörden + Verbände: Veolia Wasser GmbH, Veolia Environnement, Eurawasser GmbH, RWE-Aqua, Gelsenwasser
Autorenhinweis: Kemal Calik



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Oktober 2006 (Oktober 2006)
Seiten: 2
Preis: € 0,00
Autor: Kemal Calik
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Überblick über und Diskussion der Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland

Die innerstaatliche Umsetzung des Pariser Klimaschutzübereinkommens - ein Rechtsvergleich
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Like all public international law treaties, the Paris Climate Accords rely on national law for their implementation. The success of the agreement therefore depends, to a large extent, on the stepstaken or not taken by national governments and legislators as well as on the instruments and mechanisms chosen for this task. Against this background, the present article compares different approaches to the implementation of the Paris Agreement, using court decisions as a means to assess their (legal) effectiveness.

Klimaschutzrecht und Erzeugung erneuerbarer Energien in der Schweiz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Verschachtelte Gesetzgebung unter politischer Ungewissheit