Konferenz-Marathon - Wasser Berlin 2006

Das in diesem Jahr wohl umfassendste Informations-Angebot rund um aktuell drängende Themen der internationalen Wasserwirtschaft kann konzentriert in der ersten Aprilwoche auf dem Berliner Messegelände wahrgenommen werden.

22.04.2006 Zur ,Wasser Berlin 2006', Internationaler Kongress und Fachmesse sowie ihrer traditionell parallel laufenden ,Gas Berlin 2006' mit gleichem Konzept werden vom 3. bis 7. April insgesamt über 600 Aussteller sowie mehr als 60.000 Besucher aus rund 60 Ländern erwartet. Austragungsort des Info-Marathons mit rund 37 Einzelveranstaltungen und mehreren hundert Vorträgen sind die Hallen 7.1 und 7.3 des Messegeländes unter dem Funkturm. Die Fach-Aussteller fürs lebensnotwendige Nass präsentieren sich in den Hallen 2 bis 6 jeweils auf der 2. Ebene.

Mehr noch als bei der vorangegangenen Veranstaltung vor drei Jahren wird auf der diesjährigen Wasser-Messe das Segment Abwasser im Zentrum des Interesses stehen. Schließlich ist der weltweite Bedarf an Know-how zur umweltgerechten Behandlung von kommunalen wie industriellen Abwässern enorm.

Rund 2,4 Mrd. Menschen - das sind fast 40 Prozent der heutigen Menschheit - vor allem in Asien und Afrika kennen keine sanitären Anlagen, geschweige denn Abwasserkanäle und Kläranlagen. Diese Zahl soll bis zum Jahr 2015 halbiert werden, so die Zielsetzung der Vereinten Nationen. Hierzu müssten täglich 480.000 Menschen an Abwasseranlagen angeschlossen werden. Darüber hinaus haben über 1 Mrd. Menschen, fast ein Sechstel der Weltbevölkerung, keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Weltweit wird das Marktvolumen für Dienstleistungen und Techniken der Wasserwirtschaft auf bis zu 300 Mrd. Euro veranschlagt. In der Europäischen Union sind nach Schätzungen der EU-Kommission Investitionen in Höhe von über 150 Mrd. Euro bis zum Jahr 2010 nötig, um die Vorgaben der 'Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser' von 1991 zu erfüllen. Allein die zehn neuen Beitrittsländer müssen mindestens 50 Mrd. Euro aufbringen, um die Erfassung und Behandlung ihrer Abwässer auf den Mindeststandard der gesetzlichen EU-Vorgaben zu bringen.

Die gesetzliche EU-Vorgabe, die die Wasser-Behörden der EU-Mitgliedsstaaten derzeit wohl am meisten beansprucht, ist die 'Wasserrahmenrichtlini' (WRRL) aus dem Jahre 2000. Mit ihr fiel der Startschuss für eine integrierte Gewässerschutzpolitik in Europa, die auch über Staatsgrenzen hinweg eine koordinierte Bewirtschaftung der Gewässer innerhalb von Flusseinzugsgebieten gewährleistet. Die Ausweisung der Flussgebiete national wie international ist bereits abgeschlossen, ebenso eine erste Bestandsaufaufnahme.
 
Als Ziel gibt die Richtlinie vor, bis 2015 alle europäischen oberirdischen und unterirdischen Gewässer in einen 'guten Zustand' zu bringen. Danach dürfen Gewässer zwar von Menschen genutzt werden, aber nur insoweit, als seine ökologischen Funktionen nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Vorgaben des 'guten Zustands sind in einem umfangreichen Anhang zur Richtlinie für die verschiedenen Gewässertypen detailliert beschrieben.

Zu Recht zählt daher die WRRL zu den Kernthemen des Kongresses. An zwei Tagen (4./5.4.2006) steht beim Themenblock unter dem Titel ,Gleiche Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Europa?' der aktuelle Sachstand der Arbeiten an der WRRL auf dem Programm. Weitere wichtige Schwerpunkt-Themen im Rahmen des Haupt-Kongresses, federführend ausgerichtet vom Verein Wasser Berlin e.V., sind beispielsweise 'Wasserwirtschaft und Wettbewerb' mit Blick auf die Modernisierungsstrategie der Branche in der Bundesrepublik (3. April, 14-17 Uhr), 'Marine Strategien' mit den Aspekten europäische Meeresschutzstrategie, integriertes Küstenzonenmanagement oder den Perspektiven der europäischen Seeschifffahrt (3. April, 14-17.15 Uhr) sowie der Themenbereich 'Strukturpolitik und Vergaberecht'.
 
Eine Problematik schiebt sich seit einigen Jahren immer deutlicher in den Vordergrund, zumindest in den industrialisierten Ballungszentren: Das vermehrte Vorkommen einer ganzen Reihe von organischen Spurenstoffen aus Haushalt, Gewerbe und Industrie. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich in diesem Zusammenhang auf pharmazeutische Wirkstoffe, die endokrin wirken und beispielsweise den Hormonhaushalt von Fischen und anderen Wasser-Lebewesen stören und zu schädlichen Veränderungen führen können. Neuere Studien zeigen, dass bei einigen Arzneimitteln ökotoxikologische Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Einige Vertreter dieser Stoffklasse können sogar bis in die Trinkwassergewinnung durch Uferfiltration und gar Grundwasser vordringen.

Wegen ihrer diffusen Herkunft und des breiten Verwendungsspektrums ist eine Vermeidung der Emissionen in das städtische Abwassersystem nur in Sonderfällen möglich. Da die herkömmliche biologische Reinigungstechnik der Klärwerke nachweislich nicht ausreicht, um insbesondere gelöste und schwer abbaubare Spurenstoffe zu eliminieren, gilt es weitergehende Reinigungsverfahren zu entwickeln. Genau diesem Thema nimmt sich die Wasserchemische Gesellschaft e.V. auf ihrer Tagung im Rahmen des Kongresses Wasser Berlin 2006 an. Titel: 'Mobile und persistente Organika im Wasserkreislauf' (4. April, 14-17.30 Uhr).

Zu den so genannten Partner-Veranstaltungen gehört das 'Europaforum Wasser 2006', organisiert von der DVGW Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (Bonn), das sich mit den Auswirkungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie in den neuen Beitrittsländern der Union beschäftigt.
 
Als Ergänzung dazu eignet sich die Tagung 'Organisationsstrukturen und privatwirtschaftliche Möglichkeiten in der Abwasserentsorgung in Kommunen Mittel- und Südeuropas, die das International Dialogue Centre Environment and Development (Magdeburg) gemeinsam mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und der Berliner Messegesellschaft ausrichtet. Im Mittelpunkt stehen die Möglichkeiten für deutsche mittelständische Unternehmen in Bulgarien, Kroatien und Rumänien. Alle drei Länder sind EU-Beitrittskandidaten und derzeit im Begriff, die EU-Umweltgesetze umzusetzen. Ebenfalls zu den Partnerveranstaltungen gehört das 'Internationale DWA-Symposium zur Wasserwirtschaft', ausgerichtet von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (Hennef). Es thematisiert unter anderem die 'Wasserbewirtschaftung in der Landwirtschaft' sowie 'Klimaveränderungen und ihre Folgen' unter den Aspekten Hochwasserschutz und Niedrigwasser.

In den Hallen 2 bis 6 wird jeweils auf der Ebene 2 das aktuell verfügbare Know-how der Aussteller in Sachen Wassergewinnung, Wasser- und Abwasseraufbereitung, Verteilung und Ableitung, grabenlose Rohrverlegung, Mess-, Regel- und Analysetechnik, Armaturen, Pumpen, Grundwasser und Bodenschutz präsentiert. Dazu gibt es eine Fülle von zusätzlichen Informationen von den ideellen Trägern der Messe, IWA - International Water Association, FIGAWA - Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V., DVGW - Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. sowie von weiteren Industrieverbänden und Vereinigungen des Wasserfaches.

Unternehmen, Behörden + Verbände: IWA, FIGAWA e.V., DVGW e.V.
Autorenhinweis: Heinz-Wilhelm Simon

Wasser Berlin 2006

Die Messe geht vom 3. bis 7. April 2006; sie ist täglich von Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr und Freitag 9 bis 16 Uhr geöffnet; Messegelände Berlin; Hallen 2 bis 6, jeweils Ebene 2, Wasser Berlin; Halle 1.2 Gas Berlin, Halle 7.1 und 7.3 Kongress Wasser Berlin und Gas Berlin, Halle 2.1 Publikumsausstellung 'WASSERLEBEN'.

Eingang: Haupteingang Süd (S-Bahnhof: Messe Süd), Parkplätze: Deutschlandhalle, Jaffèstraße, Eintrittspreise: Tageskarte 20 Euro, Drei-Tages-Karte 35 Euro, Dauerkarte 50 Euro, Publikumsausstellung 1 Euro.

Mittwoch ist Baustellentag

Eine der herausragenden Partner-Veranstaltungen auf der Wasser Berlin 2006 ist sicherlich der Baustellentag am 5. April; im Rahmen des 5. Internationalen Leitungsbau-Symposiums einen Tag später. Auf über 20 ihrer Baustellen zeigen die Berliner Wasserbetriebe Beispiele u.a. für die grabenlose Auswechslung sowie den grabenlosen Neubau von Trinkwasser- und Hausanschlussleitungen und den Neubau von zwei Retentionsbodenfiltern. Vor Ort werden zudem die Renovierung bzw. Erneuerung von Kanälen mittels Schlauchlining-, Kurzschlauch- und Injektionsverfahren demonstriert sowie der Einsatz von Fräs- und Spachtel-Robotern. Darüber hinaus wird das Verfahren des so genannten Mikrotunnelbaus, die geschlossenen Bauweise für Kanäle, in verschiedenen Nennweiten und mit unterschiedlichen Rohr-Materialien vorgeführt. Anmeldung per E-Mail unter: bgw-dvgw-bb-gr@t-online.de, Tel: 030/79473640.



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: April 2006 (März 2006)
Seiten: 2
Preis: € 0,00
Autor: Heinz-Wilhelm Simon
 
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