Modellgestützte Prozesszustandsdiagnose in Biogasanlagen

Für das Erreichen einer hohen Methangasausbeute in Biogasanlagen bei gleichzeitig gesicherter Anlagenverfügbarkeit sind fundierte Erkenntnisse über die Dynamik der in der Anlage ablaufenden Prozesse erforderlich. Für die Beurteilung des Zustandes der Anlage besitzen insbesondere die online bestimmbaren Prozessgrößen der Gasphase (Biogasmenge und Biogaszusammensetzung) einen hohen Informationsgehalt. Diese Größen sind jedoch als Summenparameter zu interpretieren, die die einzelnen Prozesszustandsgrößen der Flüssigphase gewichtet repräsentieren.

Mathematische Prozessmodelle stellen geeignete Werkzeuge für die Beschreibung der Methangärung dar, sofern sie in der Lage sind, die Dynamik der Teilprozesse in ihrem Zusammenwirken hinreichend genau zu beschreiben. Dabei ist der messtechnische Aufwand für die Modellparametrierung den praktischen Einsatzrandbedingungen anzupassen. Für eine effiziente Modellbildung ist entsprechend zu fordern, dass die Elementarprozesse und deren Wechselwirkungen so genau wie nötig beschreiben werden. Technisch anwendbare Modelle beruhen somit immer auf einem ausgewogenen Kompromiss zwischen der erkennbaren Komplexität der Prozesse und sinnvollen, vereinfachenden Annahmen, die die praktische Anwendbarkeit des Modells gewährleisten. Unter Beachtung dieser grundsätzlichen Forderung wurde ein theoretisch begründetes Prozessmodell der Methangärung entwickelt und mit Hilfe des Programmiersystems MATLAB® implementiert. Die Basis des Modells bilden die Stoffbilanzen der prozessrelevanten Komponenten. Die zur mathematischen Beschreibung benötigten Modellparameter wurden zunächst der Fachliteratur entnommen. Dabei wurde festgestellt, dass insbesondere die für die Bilanzierung des biologischen Abbaus benötigten Parameter in relativ großen Bereichen schwankten und nur mit eingeschränkter Verallgemeinerungsfähigkeit zur Verfügung stehen. Zuverlässige experimentelle Bestimmungsmethoden, die mit angemessenem Aufwand unter praktischen Randbedingungen realisierbar sind, stehen nicht zur Verfügung. Aus diesem Grund wurde die Struktur des Prozessmodells dahingehend erweitert, dass analytisch unzugängliche Modellparameter aus hinreichend genauen Messdaten rekonstruiert werden können.



Copyright: © TU Dresden - Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Quelle: 6. Fachtagung: Anaerobe biologische Abfallbehandlung (September 2008)
Seiten: 13
Preis: € 0,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Klöden
Andreas Polster
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.