Nachhaltige Energieversorgung in Tourismusgebieten - Das Biogasprojekt Bergen auf Rügen

Weltweit stützt sich die aktuelle Energieversorgung zu über 80 Prozent auf Kohle, Erdöl und Erdgas. Das Ausmaß, in dem fossile Energieträger verbraucht werden, lässt sich anerkanntermaßen längerfristig nicht aufrecht erhalten. Die intensive Nutzung dieser Ressourcen ist auch unter lokalen Umweltgesichtspunkten problematisch. Insbesondere die touristisch intensiv genutzten Regionen sind aufgrund der Bedeutung ihres Erholungscharakters auf eine intakte Umwelt angewiesen. Projekte zur dezentralen, grundlastfähigen Energieversorgung sind demnach ein wesentlicher Baustein für ein Gesamtkonzept einer nachhaltigen regionalen Entwicklung.

Der Einsatz regenerativer Energien, z. B. durch Solarenergie, nachwachsende Rohstoffe oder auch im verkehrlichen Bereich wird gemäß des Leitbildes des Tourismusverbandes Rügen e. V. ausdrücklich befürwortet [3]. Der Erhalt und die Pflege der Natur- und Kulturlandschaft werden als wichtigste Lebensgrundlage der Bevölkerung begriffen und somit deren Bewahrung mit der Landwirtschaft erwünscht. Die Biogastechnik stellt eine ideale Verbindung von regenerativer Energieerzeugung und landwirtschaftlicher Nutung dar. Für das langfristige Energieversorgungskonzept der Region Rügen ist sie also ein unverzichtbarer Baustein.
Aufgrund der benötigten landwirtschaftlichen Flächen hat ihre Anwendung Grenzen. Das gilt für Deutschland allgemein; Rügen bietet generell eher gute Voraussetzungen für den Biomasseanbau. Bergen auf Rügen ist kein touristischer Entwicklungsschwerpunktraum und somit besteht kein Widerspruch zwischen der geplanten Biogasanlage und den regionalen Entwicklungszielen.
Die Akzeptanz bei den Anwohnern ist wie bei vielen Biogasprojekten unterschiedlich. Negativschlagzeilen in den Medien und Einzelinformationen, vorzugsweise weitergegeben in Form von Mundpropaganda führen zu Befürchtungen hinsichtlich der Geruchsbelästigung, die von einer Biogasanlage ausgeht. Ein weiterer Punkt ist das erhöhte Verkehrsaufkommen, dass stets mit Biogasanlagen in Verbindung gebracht wird. Die An- und Abfuhr der benötigten pflanzlichen Substrate bzw. der Gärreste durch Wohngebiete wird bei diesem Projekt nicht geben, d.h. es kommt zu keiner erhöhten Verkehrsbelästigung der Anwohner. Grundsätzlich trägt die Errichtung der Anlage durch einen externen Investor zu einer ablehnenden Haltung bei. Würde die Biogasanlage durch einen vor Ort ansässigen Landwirt errichtet, ließe sich schneller eine entsprechende Kommunikation über dieses Projekt erzielen und Vorbehalte ausräumen. Für einen externen Betreiber ist diese Kommunikationsbasis nur mit erheblichem Aufwand zu erreichen.



Copyright: © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock
Quelle: 1. Rostocker Bioenergieforum (Oktober 2007)
Seiten: 9
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Sarah Gehrig
Prof. Dr. Michael Nelles
 
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Literaturtip:
 
zu www.energiefachbuchhandel.de
 

 
Tagungsband vom 18. Symposium Bioenergie 2009 / OTTI e.V.