Erfahrungen mit der Umsetzung von Schnellpyrolyseanlagen für Biomasse

Die Biotreibstoffe der ersten Generation – das sind Biodiesel und Bioethanol – nutzen lediglich die Früchte der jeweiligen Pflanzen. Die übrige Biomasse – dies sind mehr als 50 % – bleibt ungenutzt für die Treibstofferzeugung. Der starke Anstieg der Produktionskapazitäten in Deutschland/Europa für Biodiesel sowie in den USA für Bioethanol hat, verbunden mit anderen Faktoren, zu einem erheblichen Anstieg der Rohstoffpreise geführt und damit die Wirtschaftlichkeit derartiger Anlagen in jüngster Zeit deutlich in Frage gestellt. Hinzu kommt, dass durch Änderung von Rahmenbedingungen für die Förderung derartiger Biotreibstoffe die Wirtschaftlichkeit – sozusagen über Nacht – sich ganz erheblich gewandelt hat.

Die Erzeugung von Synthesegas aus trockenen Reststoffe für die Herstellung synthetischer Biokraftstoffe, Strom und Prozessenergie sowie ggf. als Rohstoff für die chemische Industrie ist ein weltweit vielversprechender Pfad für eine nachhaltige Ausrichtung des Bereichs Bioenergie. Das BioLiq-Verfahren bietet dabei drei wesentliche Vorzüge:
1. Variabel im Brennstoffinput auch für schwierigere Brennstoffe (z. B. Reisstroh)
2. Erzeugung eines energiereichen, pumpfähigen und transportablen Biorohstoffs, "Bio Syncrude", als Zwischenprodukt
3. Dezentrale Erfassung und Vorkonditionierung der voluminösen Rohstoffe durch Schnellpyrolyseanlagen
Das BioLiq-Verfahren wird derzeit in einer Demonstrationsanlage am Forschungszentrum Karlsruhe erprobt und optimiert. Für die Komponente Schnellpyrolyse kann etwa ab 2010 mit der industriellen Umsetzung gerechnet werden. Für den dann produzierten Bio Syncrude werden neben der Verwendung zur Produktion synthetischer Kraftstoffe auch Verfahren zur Erzeugung von Strom- und Prozessenergie entwickelt. Neben den technischen Fragen spielen Rohstoffverfügbarkeit, Logistik und Transport eine wesentliche Rolle bei der Wahl geeigneter Standorte. Im Rahmen einer Pilotstudie werden derzeit geeignete Standorte und Konzepte in Nordhessen entwickelt.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 20. Kasseler Abfallforum-2008 (April 2008)
Seiten: 11
Preis: € 5,50
Autor: Dr. Ludolf Plass
Dipl.-Ing. Thomas Raussen
 
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