Infraserv Höchst investiert 15 Mio. Euro in eine Anlage, die künftig täglich 30.000 Kubikmeter Biogas durch die Umwand- lung der organischen Inhaltsstoffe von Klärschlämmen sowie von organischen Abfällen produzieren wird. Mit der Inbetrieb- nahme der Anlage wird erstmals die Nutzung industrieller Klärschlämme für die Biogas-Erzeugung ermöglicht.
(25.07.07) Im Sommer letzten Jahren begannen die Bauarbeiten im Westteil des 4,6 Quadratkilometer großen Industrieparks, in dem rund 90 Firmen der Chemie-, Pharma- und Biotechnologiebranche sowie der Prozessindustrie ansässig sind und in dem täglich rund 22.000 Menschen arbeiten. Die Biogas-Anlage besteht aus zwei Fermentationsbehältern, die ein Volumen von jeweils rund 11.000 Kubikmetern aufweisen und etwa 30 Meter hoch sind. Zudem werden ein Maschinenhaus, Blockheizkraftwerke, zwei Nitrifikationsbecken sowie zwei weitere Becken, so genannte Nacheindicker, gebaut. Die Kapazität der Anlage beläuft sich zunächst auf ca. 90.000 Tonnen Co-Substrate pro Jahr, wobei die modulare Konzeption Erweiterungsmöglichkeiten beinhaltet. Zunächst werden pro Tag 30.000 Kubikmeter Biogas produziert und in einem Blockheizkraftwerk in jeweils ca. 4 Megawatt Strom und Wärme umgewandelt.
In der Biogas-Anlage erfolgt die anaerobe Vergärung von Klärschlamm und organischen Abfällen. Das Verfahren wird bei Infraserv Höchst seit rund zwei Jahren im Probebetrieb gestestet. Der Klärschlamm, der in der Abwasserreinigungsanlage des Industrieparks anfällt, stellt die Hauptmenge des Inputstromes. Durch die Zugabe von organischen Abfällen wird die Biogasproduktion deutlich erhöht.
Bei den organischen Abfällen wird es sich um unterschiedliche Stoffe handeln, beispielsweise um Abfälle von Großküchen, überlagerte Lebensmittel, bei denen das Haltbarkeitsdatum überschritten ist oder Fermentationsrückstände aus biotechnischen Anlagen. Diese Abfälle werden zum großen Teil auf dem externen Markt akquiriert. Hinzu kommen die Klärschlämme, die vorwiegend aus den von Infraserv Höchst betriebenen Entsorgungseinrichtungen stammen. Somit ist gewährleistet, dass immer genügend Material für die Biogas-Anlage zur Verfügung steht. Gleichzeitig werden durch die Nutzung der Klärschlämme in der Biogas-Anlage Kapazitäten in der Klärschlammverbrennungsanlage des Industrieparks frei. In dieser Anlage, die eine Jahreskapazität von rund 190.000 Tonnen aufweist, werden nicht nur die im Industriepark anfallenden Klärschlämme thermisch verwertet. Auch verschiedene Kommunen, unter anderem die Stadt Wiesbaden, zählen zu den Kunden von Infraserv Höchst.
Das Verfahren der Co-Fermentation ist nicht neu und wird im kommunalen Bereich bereits eingesetzt. Neu ist der Einsatz an einem Industriestandort, da die hier anfallenden Klärschlämme bislang für die anaerobe Vergärung und die Biogas-Produktion wenig geeignet waren. Im Industriepark Höchst hat sich die Zusammensetzung der Klärschlämme allerdings geändert, was zum einen mit der Modernisierung der Abwasserreinigungs- und Vorbehandlungsanlagen zusammenhängt, aber auch an dem geänderten Abwassermix im Industriepark liegt. Bei den neuen, in den letzten Jahren entstandenen Produktionsanlagen fallen überwiegend leicht abbaubare Abwässer an. Zudem wurden in vielen Industriepark-Betrieben Produktionsverfahren dahingehend verändert, dass weniger Abwässer anfallen und kritische Inhaltsstoffe durch betriebliche Vorbehandlungsmaßnahmen nicht mehr in die Abwasserreinigungsanlage gelangen.
Als Betreibergesellschaft des Industrieparks Höchst versorgt Infraserv Höchst Kunden mit Energien und Medien, übernimmt die Entsorgung von Abfällen und Abwässern, ist für die technisch komplexe Infrastruktur am Standort verantwortlich und bietet darüber hinaus Dienstleistungen in den Bereichen Facility Management, Logistik, IT-Services sowie Aus- und Weiterbildung. Der Bau der Biogas-Anlage ist innovativer Bestandteil des Energie- und Entsorgungskonzeptes für den Industriepark, mit dem Infraserv Höchst die Ver- und Entsorgung der Standortgesellschaften zu international wettbewerbsfähigen Preisen gewährleistet. Für produzierende Unternehmen sind diese Kosten ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb. Infraserv Höchst beschäftigt kontinuierlich mit der Optimierung der Infrastrukturkonzepte - im Interesse der Kunden und zur Steigerung der Attraktivität des Standortes. So beginnt in diesen Wochen im Industriepark Höchst der Bau einer Ersatzbrennstoff-Anlage, die eine Kapazität von 675.000 Jahrestonnen aufweisen wird. 2009 soll die Anlage, die in erster Linie die Dampfversorgung für die Standortunternehmen optimieren wird, voraussichtlich in Betrieb gehen. Mit einem Projektbudget von 300 Mio. Euro handelt es sich um die größte Einzelinvestition aller Zeiten am Standort.
Der Nutzung erneuerbarer Energien oder aber der Verwertung geeigneter Abfallstoffe kommt dabei große Bedeutung zu. Denn zum einen besteht durch die Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen die Notwendigkeit, nach neuen Entsorgungswegen zu suchen, was gerade für die Kommunen mit einem immensen Investitionsaufwand verbunden ist. Die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten an einem industriell genutzten Standort macht den Neubau kommunaler Entsorgungseinrichtungen zumindest teilweise überflüssig. Zum anderen kann Infraserv Höchst als Betreiber von komplexen Infrastruktureinrichtungen, insbesondere auch von Entsorgungsanlagen, ein hohes Maß an Kompetenz hinsichtlich der Entwicklung neuer Verfahren und dem Betrieb von Anlagen vorweisen. Die Voraussetzungen und das Bestreben, den Kunden am Standort Strom und Dampf zu günstigen Konditionen bereitzustellen, haben zu sehr effizienten Prozessen und optimalen Kostenstrukturen geführt.
Das Unternehmen ist seit Jahren sehr engagiert, um die Nutzung umweltschonender und erneuerbarer Energien voranzutreiben. Das Unternehmen unterstützt verschiedene Standortgesellschaften, die im Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie aktiv sind; im Jahr 2006 wird das US-amerikanische Unternehmen Cargill eine Biodieselanlage am Standort errichten, betreibt eine Erdgas-Tankstelle und bietet den Kunden effiziente Energiemanagementsysteme an. Auch die Biogas-Anlage dient dem Ziel, im Bereich der regenerativen Energieerzeugung neue Wege zu beschreiten und gleichzeitig die Attraktivität des Industrieparks als Industriestandort zu erhöhen.
Copyright: | © Deutscher Fachverlag (DFV) |
Quelle: | Juli/August 2007 (Juli 2007) |
Seiten: | 0 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Michael Müller |
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