Thermodynamik der Chlorkorrosion bei der Mitverbrennung von Abfällen in der Kohlfeuerung

Korrosionsprozesse an Dampferzeugern bei der Verbrennung von Kohlen, Biobrennstoffen und besonders von Abfällen sind seit langem bekannt. Sie werden im Wesentlichen auf hohe Chlorkonzentrationen im Brennstoff zurückgeführt.

Aggressive chemische Verbindungen sind die gasförmigen Chlorbindungsformen (Cl2 und HCl sowie NaCl, KCl, CaCl2 und Schwermetallchloride). Hohe Korrosionsraten sind dann zu erwarten, wenn durch chemische Reaktionen Cl- freigesetzt wird und in statu nascendi für die Reaktionen verfügbar ist.

Die wesentlichen Reaktionsprodukte auf den Dampferzeugeroberflächen sind FeCl3 und FeCl2, die bei den Reaktionstemperaturen bereits hohe Dampfdrücke aufweisen. Sie entstehen durch Reaktion mit den Cl-Verbindungen und gehen in die Gasphase über.

In technischen Prozessen laufen die chemischen Reaktionen simultan ab. Die Konzentrationen der Reaktionspartner verändern sich vom eingeführten Brennstoff über den Rauchgasweg und in den Ablagerungen auf den Dampferzeugerrohren. Wie die Untersuchungen der Reaktionsflächen zeigen, werden in den Ablagerungen hohe Konzentrationen von Chloriden und Sulfaten gefunden, die eutektische Schmelzen bilden und Ursache der Salzschmelzenkorrosion sind. Unter Ablagerungen auf Dampferzeugerheizflächen werden Abtragungen durch Eisenchloridbildung und die Auflösung der Oberflächen in Salzschmelzen gemeinsam beobachtet.

Thermodynamische Berechnungen der Reaktionsmechanismen beschreiben einen Gleichgewichtszustand der chemischen Verbindungen in Abhängigkeit von der Konzentration und der jeweiligen Temperatur. Sie sind nicht in der Lage, die Dynamik der Prozesse abzubilden. Ausreichende Informationen aus Untersuchungen an technischen Anlagen erlauben es aber, quasi ein Pfropfenströmungsmodell aufeinander folgender Gleichgewichtsprozesse thermodynamisch zu bewerten und aus den Ergebnissen Schlussfolgerungen über die Wahrscheinlichkeit der Bildung chemischer Verbindungen zu ziehen.



Copyright: © Veranstaltergemeinschaft Bilitewski-Faulstich-Urban
Quelle: 8. Fachtagung thermische Abfallbehandlung (März 2003)
Seiten: 14
Preis: € 0,00
Autor: Professor Dr.-Ing. habil. Manfred Born
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.