Es ist offensichtlich, dass in zwei Jahren bei weitem nicht genügend Verbrennungskapazität zur Verfügung stehen wird, um den dann greifenden gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen. So wird seit einiger Zeit die Herstellung von Sekundärbrennstoff aus Abfällen und dessen Verbrennung in anderen thermischen Prozessen wie Kraftwerken, Zementwerken oder Hochöfen als wesentlicher Beitrag zur Problemlösung propagiert.
In ca. zwei Jahren wird in Deutschland die Dritte Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz, die Technische Anleitung zur Verwertung, Behandlung und sonstigen Entsorgung von Siedlungsabfällen (TA Siedlungsabfall) in Kraft treten und damit die Ablagerung unbehandelten Abfalls nicht mehr zulässig sein. Die seit deren Erlass vor nunmehr fast zehn Jahren verstrichene Zeit ist leider nicht genutzt worden, ausreichende Kapazitäten zur Inertisierung der Siedlungsabfälle bereitzustellen, denn politische und verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen haben über Jahre einen Ausbau thermischer Abfallbehandlungsanlagen verhindert. Um deren Akzeptanz zu erhöhen, sind diese vor allem zu Beginn der neunziger Jahre mit der Begründung "best available technology" mit technisch immer aufwendigeren Gasreinigungsaggregaten zur möglichst weiten Absenkung der Emissionen ausgerüstet worden. Es wurde in Kauf genommen, dass dabei der Aufwand meist in keinem Verhältnis zum ökologischen Nutzen stand und als Folge in etlichen Anlagen die Verbrennungskosten auf mehr als 250 € pro Tonne Hausmüll stiegen.
Schon frühzeitig wurden Wege aufgezeigt, durch geeignete Maßnahmen im heißen Teil sowie durch Vereinfachung oder Kombination einzelner Verfahrensstufen den Aufwand für die Abgasreinigung zu reduzieren, ohne den erreichten hohen Emissionsstandard aufzugeben [Vogg 1991, 1993]. Dadurch konnten bereits erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden. Für derzeit in Betrieb gehende Abfallverbrennungsanlagen in Deutschland werden Verbrennungskosten im Bereich von ca. 90 € pro Tonne Hausmüll angegeben. Damit sind allerdings noch nicht alle Einsparpotentiale ausgeschöpft und so wird weiterhin in unserem Hause an einer Optimierung der klassischen Abfallverbrennung gearbeitet.
Viel versprechend erscheinen aber auch Ansätze, die Behandlung von Abfällen in Kombination mit anderen thermischen Prozessen vorzunehmen. Ein neuer Vorschlag aus dem Forschungszentrum Karlsruhe zur Kombination einer Abfallverbrennungsanlage mit einem Kraftwerk, das sogenannte UPSWING-Verfahren (Unification of Power plant and Solid Waste INcineration on the Grate), wird im Folgenden näher beschrieben. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wo in der Abfallverbrennung als kritisch angesehene Komponenten wie saure Schadgase, thermisch flüchtige Schwermetalle oder polychlorierte Dibenzop-dioxine (PCDD) und Dibenzofurane (PCDF) bei solchem Vorgehen letztendlich verbleiben.
Copyright: | © Veranstaltergemeinschaft Bilitewski-Faulstich-Urban |
Quelle: | 8. Fachtagung thermische Abfallbehandlung (März 2003) |
Seiten: | 16 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dr. Jürgen Vehlow |
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