Reinigung von Molkereiabwasser mit Hilfe aerober Granula

Die biologische Abwasserreinigung mit Hilfe aerober Granula ist ein neues, viel versprechendes Verfahren. Sie findet vorwiegend in SBR-Reaktoren bei gegenüber flockenförmigem Schlamm erhöhten Raumumsatzleistungen statt. Im Zuge der Granulierung schließt sich flockenförmige Biomasse u.a. durch die Schaffung hoher Substratgradienten und hoher Scherkräfte zu kugelförmigen Aggregaten (Granula) zusammen. Diese Aggregate sind den Biofilmen zuzurechnen und erreichen mehr als zehnfach höhere Sedimentationsgeschwindigkeiten als normaler flockenförmiger Belebtschlamm. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass im Anlagenbetrieb höhere Biomassenkonzentrationen gefahren werden können, die letztendlich zu kleineren Reaktoren bzw. besseren Raumumsatzleistungen führen.

Im Rahmen der präsentierten Arbeit wurden Betriebsdaten und Simulationsergebnisse eines SBR-Reaktors vorgestellt, in dem Molkereiabwasser mit Hilfe aerober Granula erfolgreich behandelt wurde. Der Reaktor wurde mit mittleren CSB-Raumbelastungen von 5,9 kgCSB/(m3 · d) und 4,5 kgCSB/ (m3 · d) betrieben. Das Schlammalter lag bei 3–7 Tagen. Das entwickelte mathematische Modell stellt insofern eine Erweiterung bisherigen Wissens dar, da es gelungen ist, reales industrielles Abwasser mit hohen partikulären Bestandteilen und stark variierender Zusammensetzung zu modellieren. Die Simulationsergebnisse des Modells sind für die untersuchten Parameter TS, CSB, NH4-N und NO3-N gut. Die Diffusion von Substrat ins Innere der Biomassenaggregate wurde genauer modelliert, so dass u.a. der Einfluss der Sauerstoffdiffusion auf die Nitratstickstoffelimination unter sucht werden konnte. Am äußeren Rand der aeroben Zone der Granula, in der die extrazelluläre Hydrolyse des schwer abbaubaren Substrats zu erwarten ist, wird der CSBUmsatz durch die Hydrolyse limitiert.Durchgeführte Modellrechnungen zeigten, dass die Granula mit einer Dichte von 40 kgoTS/m3 etwa bis zu einer Tiefe von 65–95 µm sauerstoffversorgt sind, wenn die Sauerstoffkonzentration in der Flüssigphase nahe der Sättigungskonzentration liegt. Unterhalb der aeroben Schicht herrschen in den Granula anoxische bzw. anaerobe Zonen vor. Für verschiedene Fragestellungen bei der Modellierung des industriellen Abwassers konnten modelltechnische Lösungen entwickelt  werden. So gelanges, den TS-Gehalt im Zulauf durch die Einführung einer zusätzlichen gelösten, schwer abbaubaren Fraktion abzubilden. Diese war nötig, um das bei Molkereiabwasser im Vergleich zu kommunalem Abwasser verringerte TS/CSB-Verhältnis zu berücksichtigen. Aufgrund der stark schwankenden Abwasserzusammensetzung bei Molkereiabwasser wurde darüber hinaus die Möglichkeit der Nitratstickstoffinkorporation bei heterotrophem Biomassenwachstum berücksichtigt.



Copyright: © DIV Deutscher Industrieverlag GmbH / Vulkan-Verlag GmbH
Quelle: GWF 03/2008 (März 2008)
Seiten: 8
Preis: € 8,00
Autor: Prof. Dr.- Ing. habil. Marc Wichern
Norbert Schwarzenbeck
Dr.-Ing. Manfred Lübken
Dipl.-Ing. Emanuele Sozzi
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.

Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.

Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.