In der Vergangenheit wurde in Deutschland der anfallende Haus- und Gewerbemüll in alten Kiesgruben oder Steinbrüchen vergraben oder deponiert, auf der Deponie im Freien zur Reduktion des Volumens verbrannt und die Reste in den Deponiekörper eingebaut. Weitere Mengen wurden in einfachen Verbrennungsanlagen verbrannt ohne die umgesetzte Energie zu nutzen. Die Reinigung der Rauchgase erfolgte gar nicht oder nur in einem sehr geringen Maße. So war die alte, inzwischen stillgelegte Industrieabfallverbrennungsanlage der HIM in Schweinfurt mit einem Multizyklon ausgerüstet, bevor hier Anfang der 80er Jahre eine Sprühabsorption mit nachgeschaltetem Gewebefilter installiert wurde.
Ein erster Schritt der Energienutzung bestand in der Installation eines Abhitzekessels, der die freiwerdende Wärme in Fernwärmenetzen zu Heizzwecken bereitstellte. Die Dampfparameter lagen häufig im Bereich von 10 bar oder es wurde heißes Wasser erzeugt. Des Weiteren wurden Gegendruck-Dampfturbinen eingesetzt, um vor allem während der warmen Jahreszeit wenigstens einen Deckungsbeitrag für die Investition des Wasser/Dampfkreislaufes zu leisten.
Ein wichtiger Leitspruch für die Planung im Bestand lautet:
Meistens ergibt sich eine Lösung, von der am Anfang nicht ausgegangen wurde. Oft kann die Lösung in einer angepassten Form umgesetzt werden. Teilweise ergibt sich eine ganz andere Variante als die Zielführende, als es im ersten Augenblick den Anschein hatte. Neben der rein technischen Lösung ist immer der kommerzielle Teil zu überprüfen. Deshalb ist es bei einer Planung im Bestand noch wichtiger als bei der Planung auf der grünen Wiese die Abhängigkeiten zu erkennen, darzustellen und zu bewerten. Um hier optimale Lösungen generieren zu können sollte mit den Ergebnissen der Grundlagenermittlung ein Brainstorming durchgeführt werden, um möglichst viele Varianten zu erhalten. Auch unsinnige Lösungen sollten kurz beschrieben und anschließend bewertet werden. Unter Umständen werden diese bei einer Rückfallplanung dennoch gebraucht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Suchen und Finden von Synergien. So sollte in der heutigen Zeit mit der CO2-Diskussion immer versucht werden den Nettowirkungsgrad der Anlage durch Wärme-Kraft-Kopplung so hoch wie möglich zu planen.Allerdings sind dem Einfallsreichtum der Ingenieure und Kaufleute grenzen gesetzt. Manchmal sind die ursprünglich ausgeschlossenen Varianten der einzig gangbare Weg. Manchmal gibt es keine technische Lösung, die finanziell interessant ist. Oder die finanziell hoch interessante Lösung lässt sich technisch (noch) nicht umsetzen.
Copyright: | © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH |
Quelle: | Planung von Abfallverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoffkraftwerken (2007) (September 2007) |
Seiten: | 15 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing. Udo Seiler |
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