Möglichkeiten und Grenzen der Trockensorption

Unter dem zunehmenden Kostendruck werden heute bei Abfallverbrennungsanlagen (Hausmüll, Ersatzbrennstoff, Altholz, Sondermüll) als Abgasreinigungstechnik keine vielstufigen Anlagen mehr gebaut. Die Zeiten von E-Filter – 3-stufige Wäsche – Wanderbettkoksfilter – DeNOx-SCR sind vorbei. Bevorzugt werden Trockensorptionsanlagen mit Kalk oder Natriumbicarbonat (BICAR‚) als Sorbens, wobei zur Abscheidung von Quecksilber und Dioxinen/Furanen Aktivkoks zugemischt wird. Dieser Trend wurde noch dadurch verstärkt, dass die Reststoffe relativ preisgünstig als Untertageversatz entsorgt bzw. verwertet werden können. Die Entstickung erfolgt als SNCR (Selective NonCatalytic Reduction) direkt im Kessel. Die kalkbasierten Verfahren benötigen im Allgemeinen eine Abgaskühlung (Konditionierung) und werden deshalb auch als konditionierte Trockensorption bezeichnet. Beim BICAR-Verfahren kann eine Abgaskühlung auch notwendig werden, wenn die Kesseltemperaturen für die Abscheidung von Quecksilber und Dioxinen/Furanen zu hoch sind. Im Folgenden wird die Leistungsfähigkeit der am Markt bekannten Verfahren bewertet und die Grenzen der Verfahren abgesteckt. Die Möglichkeiten, diese Grenzen zu überschreiten, werden ebenfalls dargestellt. Ein Vergleich der Verfahren hinsichtlich Betriebs- und Investitionskosten sowie eine allgemeine Einschätzung wird vorgenommen.

Heute haben die Trockensorptionsanlagen als Technik für die Abgasreinigung nach Abfallverbrennungsanlagen die mehrstufigen Technologien – z.B.: E-Filter, Sprühtrockner, Filter, mehrstufiger Wäscher, Wiederaufheizung mit SCR – praktisch abgelöst. Die Kombination von Trockensorption und SNCR erreicht sicher die Grenzwerte der 17. BImSchV, bei dem Vorteil erheblich geringerer Investkosten. In der Zukunft könnte die SCR-Technik wieder in den Vordergrund rücken, wenn die Reingaswerte für NOx, wie in Österreich und den Niederlanden, auf < 50 bis 70 mg/m3 i.N.tr. festgelegt werden. Die SNCR-Technik stößt dabei an ihre Grenzen. Der Markt bietet für die Trockensorption nach Abfallverbrennungsanlagen verschiedene Verfahren der konditionierten Trockensorption – oder auch Quasitrockensorption – auf Kalkbasis und das Bicarbonat-Verfahren mit oder ohne Verdampfungskühler – abhängig von der Kesselaustrittstemperatur – an. Alle Verfahren sind hinsichtlich der Abscheideleistung der Schadstoffe im Abgas sehr leistungsfähig. Das Leistungsniveau der kalkbasierten Verfahren mit sehr hoher Rezirkulationsrate (NID und ZWS) und das Bicarbonat-Verfahren ist noch höher als das der Sprühsorption und CTDAS.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Energie aus Abfall 3 (2007) (September 2007)
Seiten: 15
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Jürgen Gottschalk
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.

Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.

Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.