Biomasse soll insbesondere aus Umwelt- und Klimaschutzgründen – zusammen mit anderen regenerativen Energien – in Deutschland zukünftig deutlich mehr zur Deckung der Energienachfrage beitragen; dies ist auch erklärtes Ziel der deutschen und europäischen Klimaschutzpolitik. Deshalb wurden in den letzten Jahren Rahmenbedingungen geschaffen, die u. a. dazu geführt haben, dass zunehmend mehr Energie aus Biomasse bereitgestellt wird. Um die dadurch deutlich gestiegene Nachfrage nach Biomasse bzw. Bioenergieträgern kostengünstig zu decken, entstehen gegenwärtig regionale, überregionale und z. T. auch globale Märkte; damit kommt auch der Bereitstellung von Energiepflanzen wachsende Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Vortrages, die in Deutschland vorhandenen Biomassepotenziale darzustellen und deren gegenwärtige Nutzung zu diskutieren.
Die Ressourcen fossiler Energieträger (z. B. Öl, Gas), die derzeit das Rückgrad der Energieversorgung bilden, sind a priori endlich. Dies ist auch unstrittig; offen ist aber die Frage, wie lange die insgesamt auf der Erde vorhandenen Vorräte fossiler Energieträger noch reichen werden, da dies von einer Vielzahl unterschiedlichster Größen abhängt, die sich zudem mit der Weiterentwicklung der Technik im Rahmen des technischen Fortschritts verändern. Diese Begrenztheit – zusammen mit der hohen und international schnell weiter steigenden Nachfrage nach fossilen Energieträgern insbesondere in den Schwellenländern (z. B. China, Indien) – bedingt mit hoher Wahrscheinlichkeit längerfristig einen weiteren Energiepreisanstieg; hinzukommen politische Unsicherheiten (z. B. Irak, Iran), welche das Preisgefüge auf den internationalen Energiemärkten mit ihren oligopolartigen Strukturen zusätzlich signifikant beeinflussen können und auch de facto beeinflussen. Auch ist die Nutzung fossiler Energieträger mit unerwünschten lokalen und globalen Umweltauswirkungen verbunden; dies gilt aus gegenwärtiger Sicht insbesondere unter dem Aspekt des Klimawandels, der derzeit ein politisches Topthema ist und dessen potenzielle unerwünschte Folgen durch konzertierte internationale Anstrengungen, über deren konkrete vertragliche Gestaltung bereits seit Jahren z. T. sehr kontrovers diskutiert wird, eingegrenzt werden sollen. Hinzu kommt, dass die Ressourcen und Reserven fossiler Energieträger – und hier insbesondere die von Erdöl – weltweit regional sehr ungleichmäßig verteilt sind. Bei einer zunehmenden Verknappung und Konzentration auf immer weniger Produzentenländer nimmt damit die Erpressbarkeit bestimmter Käuferländer weiter zu. Damit wird die Versorgungssicherheit derartiger Käuferländer – zu denen auch Deutschland gehört – mit Energie zunehmend unsicherer.
Vor dem Hintergrund dieses energiewirtschaftlichen Gesamtzusammenhangs gewinnt die forcierte Suche nach realistischen Optionen zum Ersatz und zur Ergänzung fossiler Ressourcen und Reserven immer mehr und immer schneller an Bedeutung. Und hier erscheint der Einsatz nachwachsender Rohstoffe – und damit der Biomasse – aus vielerlei Gründen sehr vielversprechend. Deshalb ist es das Ziel der folgenden Ausführungen, die Möglichkeiten und auch Grenzen – und damit die Potenziale und deren Nutzung – des Energieträgers Biomasse in Deutschland zu diskutieren und zu analysieren.
Copyright: | © Verlag Abfall aktuell |
Quelle: | Band 31 - Deponietechnik 2008 (Februar 2008) |
Seiten: | 17 |
Preis: | € 6,80 |
Autor: | Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt |
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