Entwicklung der Abfalldeponierung in Österreich

Von einigen nationalen Besonderheiten abgesehen, ist die Entwicklung der Abfalldeponierung in Österreich nicht viel anders verlaufen als in den übrigen europäischen Ländern. Vor 1976, als es noch kein Abfallverzeichnis bzw. keinen Abfallkatalog gab, war im Prinzip schon damals eine behördliche Genehmigung bzw. ein Bescheid zur Ablagerung von Abfällen erforderlich, in dem die zur Ablagerung vorgesehenen Abfälle aufgrund fehlender Definitionen und Schlüsselnummern verbal beschrieben wurden. Daneben gab es, vor allem in ländlichen Raum, in nahezu allen Gemeinden eine Vielzahl von so genannten Sturzplätzen, die oftmals im tolerierten Graubereich zwischen Legalität und Illegalität betrieben worden sind.

Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Historie dieser Ablagerungsplätze für Abfälle in vielen Fällen Gemeinsamkeiten aufwiesen. So waren es häufig ausgebeutete leere Schottergruben oder im günstigsten Fall leere Lehmgruben, die man zur Wiederauffüllung (oftmals im Rahmen von sog. Rekultivierungsmaßnahmen) mit Abfällen aller Art herangezogen hat. Eine strikte Trennung zwischen „gefährlichen" und „nicht gefährlichen" Abfällen gab es nicht, zumal damals diesbezüglich auch die gesetzlichen Vorgaben fehlten. Es wundert daher nicht, dass viele dieser in den 60iger und durch 70iger Jahren aufgefüllten Schottergruben kurze Zeit später zu Altlasten geworden sind.

Aus heutiger Sicht mutet es haarsträubend an, dass damals vor ca. 30 bis 40 Jahren Abfälle aller Art (auch gefährliche Abfälle und in Fässer gefüllte Lösemittel) ohne jegliche Basisabdichtung auf Schotteruntergrund z. B. in einem der größten Grundwassereinzugsgebiete Europas der sog. Mittendorfer Senke abgelagert werden durften und auch abgelagert worden sind (z.B. Fischer Deponie, die mit ca. 140 Mio. € saniert worden ist (Zorzi 2004)). Dies geschah aber nicht nur in Österreich, auch in Deutschland (z.B. „Giftmülldeponie Hamburg-Georgswerder") und in der Schweiz (z.B. Sondermülldeponie Kölliken) gibt es genügend Beispiele dafür, wie durch die unsachgemäße Ablagerung von Abfällen brisante Altlasten entstanden sind. Man muss aber auch gerechterweise eingestehen, dass damals nahezu keine abfallwirtschaftlichen Gesetze und Vorschriften existieren und das Wissen über die Deponierung von Abfällen sowie deren Auswirkungen auf die Umwelt bescheiden war.



Copyright: © Verlag Abfall aktuell
Quelle: Band 31 - Deponietechnik 2008 (Februar 2008)
Seiten: 16
Preis: € 6,40
Autor: Em.o.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl E. Lorber
Dipl.-Ing. Dr.mont MScTox Klaus Werner Wruss
Mag. Dr. Wolfgang Staber
Hannes Menapace
Univ. Prof. DI Dr. techn. Werner Wruss
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Bedeutung und Grenzen der Produktverantwortung für den Klimaschutz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Klimaschutz prägt das Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht durchgehend. Er spielt etwa eine mehrfache Rolle bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen.1 Umgekehrt hat die Kreislaufwirtschaft eine sehr bedeutsame Rolle für den Klimaschutz. Das BVerfG spricht in seinem Klimabeschluss eigens die Änderung von Produktionsverfahren zur Klimaneutralität an: Der Gesetzgeber muss u.a. frühzeitig aufzeigen, welche Produkte erheblich umzugestalten sind. Zwar hat er dabei eine weitgehende Gestaltungsfreiheit. Jedoch ist eine Politik zu entwickeln, die insgesamt die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen verspricht.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.