IMPLEMENTIERUNG DER VERGÄRUNG IN DER BIOABFALLVERWERTUNG UND RESTABFALLBEHANDLUNG

Die Abfallwirtschaft steht vor großen Umwälzungen. Allein die Anstöße aus dem Klimaschutz sowie der Rohstoffverknappung wirken sich massiv auf die zukünftige Entwicklung der Branche aus – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Bedarfssteigerungen und Ressourcenverknappung, insbesondere im Energiesektor, bewirken deutlich steigende Rohstoffpreise.

Gemäß den Plänen der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2020 der Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 5,8% auf dann 16% ansteigen – eine wichtige Rolle werden dabei auch Biogasanlagen in der Abfallwirtschaft spielen und damit die Klimaund Energiebilanz Deutschlands entlasten. Bei der Elektrizität sollen die erneuerbaren Energien im Jahr 2020 rund 27% zur Erzeugung beitragen, an Stelle von derzeit bereits immerhin 12% (Bergs, 2007). Ein Großteil dieser elektrischen Energie wird über die Vergärung von Biomasse einschließlich Bioabfällen erfolgen. Bereits heute existieren in der Bundesrepublik rund 3.000 Vergärungsanlagen, wobei es sich aber meist um bäuerliche Güllevergärungsanlagen oder um NaWaRo-Anlagen und bislang vergleichsweise wenige Bioabfallvergärungsanlagen handelt. Schätzungsweise 5% des Gesamtenergiebedarfs Deutschlands kann über die Verwertung
von Abfällen gedeckt werden. Derzeit sind dies ca. 1,5%, die insbesondere über thermische Verfahren (Müllverbrennung, thermische Nutzung der heizwertreichen Fraktion) gewonnen werden. Ein weiterer Anstieg des Beitrages der Abfallwirtschaft zur Energiegewinnung ist vor allem über die Effizienzsteigerung thermischer Behandlungsverfahren, den kontinuierlichen Absatz der heizwertreichen Fraktion aus der MBA und insbesondere auch durch die Nutzung der Energie aus Bioabfällen zu
erwarten.
Auch Kern und Raussen (2007) beschreiben ein modernes Management biogener Stoffströme als Weg, stoffliche und energetische Verwertungswege mit dem Ziel zu optimieren, ein ideales Zusammenwirken von Nährstoff- und Kohlenstoff-Recycling,
Energiebereitstellung (Strom, Wärme und ggf. Krafstoff), CO2-Reduzierung durch die Substitution fossiler Energieträger zu erwirken sowie günstige Behandlungskosten bei weiterer regionaler Wertschöpfung zu realisieren.



Copyright: © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement
Quelle: 68. Informationsgespräch (Dezember 2007)
Seiten: 49
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Geoökol. Tobias Bahr
Prof. Dr.-Ing. Klaus Fricke
Dipl.-Ing. Thomas Turk
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.

Die DRANCO-Technologie
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die DRANCO-Vergärungstechnologie wurde durch die Untersuchung und Optimierung der spontanen 'trockenen' Vergärung, die auf einer Deponie stattfindet, entwickelt.

Weiterentwicklung der MBA mit vorgeschalteter Trockenvergärung der Feinfraktion
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die Integration einer neuen Vergärungsstufe in die bestehende biologische Trocknungsanlage (BA) am Standort Ennigerloh erfordert umfangreiche Voruntersuchungen zu Auslegungsmengen und Stoffkennwerten des Eintrags sowie zu den Auswirkungen auf Massen- und Energiebilanzen des Gesamtprozesses. Anhand von verfahrens- und anlagenspezifischen Bilanzmodellen sowie Variantenvergleichen werden geeignete Auslegungs- und Verfahrensvarianten identifiziert und es wird eine belastbare Datengrundlage zur Auswahl von Vorzugsvarianten geschaffen.

Havarie und Wiederaufbau eines MBA-Fermenters am Beispiel der RABA Bassum
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Die AbfallWirtschaftsGesellschaft mbH betreibt im Entsorgungszentrum Bassum einen Fermenter zur Teilstromvergärung der Restabfälle. Im Oktober 2022 ist durch einen Abriss der Austragsleitung im unteren Bereich eine große Menge Gärmaterial ausgelaufen und der Behälter erlitt einen beträchtlichen Schaden. Nachdem in den ersten Tagen zunächst die direkten Folgen, wie Verschmutzungen, beseitigt werden mussten, sind in den Folgewochen die Planungen für den Wiederaufbau angelaufen. Dieser soll planmäßig noch im Jahr 2023 erfolgen.

CE-Kennzeichnung von Komposten und Gärprodukten - Stand und Perspektiven
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2023)
Vor dem Hintergrund der globalen Düngemittelkrise hat sich die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen im letzten Jahr drastisch gesteigert. Hochwertige Komposte und Gärprodukte, die als Bodenverbesserungsmittel, organische Düngemittel oder als Torfersatz in Blumenerden verwendet werden, sind mehr gefragt denn je. Mit dem Inkrafttreten der EU-Düngemittelproduktverordnung im Juli 2022 ist der Weg geebnet worden, recycelte Materialien aus Bioabfällen als Produkte auf den EU-Markt zu bringen. Das Ende der Abfalleigenschaft für getrennt gesammelte und behandelte Bioabfälle kann mit der Vermarktung von CE-gekennzeichneten Düngeprodukten erreicht werden. Eine unabhängige Zertifizierung der Kompost- und Gärprodukt-basierten Düngematerialien ist dafür unabdingbar.