Sind Abwasserteichanlagen noch zeitgemäß

Mit 1.280 Anlagen stellen Abwasserteiche in Bayern das Rückgrat der biologischen Abwasserreinigung im ländlichen Raum dar. Knapp ¾ aller kommunalen Kläranlagen mit einer Ausbaugröße bis 1.000 EW sind als Abwasserteiche ausgebildet. In mehr als 90 % dieser Anlagen wird Mischwasser mitbehandelt.

mitbehandelt. Auf der Grundlage einer systematischen Auswertung für die Jahre 2002 bis 2004 durch das Bayerische Landesamt für Umwelt konnte nachgewiesen werden, dass die Mindestanforderungen für die Größenklasse 1 und 2 des Anhang 1 der Abwasserverordnung bei der weit überwiegenden Anzahl der Anlagen mit ausreichender Sicherheit eingehalten werden können. Soweit Überschreitungen der Bescheidswerte auftreten, sind Anlagen, deren Siedlungsgebiet im Trennsystem entwässert, eher betroffen. Abwasserteiche sind zwar in der Lage zu nitrifizieren und in gewissem Umfang Stickstoff und Phosphor zu eliminieren, für eine gezielte Denitrifikation und Phosphorelimination zur Einhaltung von Überwachungswerten sollten sie aber nicht herangezogen werden. Abwasserteichanlagen werden auch künftig dort ihre Anwendung finden, wo die Mindestanforderungen der Abwasserverordnung für Anlagen bis 5.000 EW einzuhalten sind, es also vorrangig um den Kohlenstoffabbau geht und die Entwässerung vorwiegend im Mischsystem erfolgt. Sind weitergehende Anforderungen einzuhalten, z.B. bei der Stickstoff- und Phosphorelimination oder erfolgt die Entwässerung im Trennsystem, kommen beim Neubau von Anlagen eher technische Reinigungsverfahren in Frage. Bei der Sanierung bestehender unbelüfteter Teichanlagen hat sich die Integration von Biofilmreaktoren bewährt. Bei belüfteten Teichen ist ein maßgeschneiderter Umbau in eine Belebungsanlage in Erdbauweise, z.B. durch Umrüstung in Anlehnung an die SBRVerfahrenstechnik möglich. Bei anstehenden Umrüstungen sollte jedoch immer darauf geachtet werden, dass die unbestreitbaren Vorteile der Abwasserteiche - Mischwassermitbehandlung, geringer Wartungsaufwand usw. - nicht aufgezehrt werden oder gar verloren gehen. Unter diesen Randbedingungen sind der Kreativität des planenden Ingenieurs fast keine Grenzen gesetzt.



Copyright: © TU München - Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft
Quelle: 2007 - Ertüchtigung von Kläranlangen (Juli 2007)
Seiten: 28
Preis: € 13,50
Autor: Ministerialrat Erich Englmann
Dipl.-Ing. Herbert Bauer
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.

Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.

Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.