Netzausbau contra Naturschutz
23.11.2010 - Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat heute ihre dena-Netzstudie II vorgelegt, in der bis zum Jahr 2025 prognostiziert wird, welche Netzkapazitäten vorzuhalten sind und mit welchen Techniken zu welchen Kosten diese realisierbar wären. Neben einem Ausbau der Regenerativen Energien berücksichtigt die Studie auch den zunehmenden europäischen Stromhandel und den Neubau von Großkraftwerken zur Kohleverbrennung.
Die dena-Netzstudie II hat für Techniken wie Standardfreileitungen, Hochtemperaturleiterseile, Temperaturmonitoring oder Hochspannungsgleichstromübertragung mit Erdkabeln einen Ausbaubedarf für neue Stromtrassen von 1.700 km bis zu 3.600 km ermittelt und Kosten von 9,7 bis 29 Milliarden Euro. Als teuerste Lösung erwies sich danach die Verlegung von Erdkabeln, aber auch die niedrigste Ausbaustufe aufgrund besserer Technik war nicht die günstigste Variante, da erhebliche Anteile der bestehenden Stromtrassen nachgerüstet werden müssten. Der Bau von 3.600 km Standardfreileitungen wird in der Studie aus Sicht der reinen Investitionskosten als günstigstes Modell angegeben.
Die Umweltschutz- und Naturschutzverbände BUND, DUH und WWF kritisierten die von der dena vorgelegte Studie. Dem BUND beruht die Studie zu sehr auf fragwürdigen Annahmen und ist zu wenig transparent, so daß der BUND eine öffentliche bundesweite Stromnetzplanung mit strategischer Umweltprüfung und intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung fordert. Die DUH plädiert trotz Mehrkosten für technisch anspruchsvollere Lösungen statt mehr Trassenkilometern, um eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen. Der WWF weist darauf hin, daß mit der Studie die Netzbetreiber quasi den Netzausbau für sich selbst entwerfen und daß für eine Studie zur Netzintegration Regenerativer Energien bemerkenswert viele Kohleneubaukraftwerke in allen Szenarien vorausgesetzt werden. Angesichts langer Planungszeiträume im Energiesektor fordert der WWF auch einen Zeithorizont der Stromnetzplanung bis zum Jahr 2050 und die Vorgabe, daß ein Stromnetz bereits von heute an so zu entwickeln sei, daß es im Jahr 2050 eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien ermögliche. Der BDEW weist darauf hin, daß man bereits mit dem in der dena-Netzstudie I ermittelten Ausbaubedarf deutlich zurückliege, und fordert vom Gesetzgeber eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren, die sich z.T. bis zu 10 Jahren hinzögen (eine Forderung, die BOXER99 bereits seit 2004 immer wieder zitiert, s. auch unsere Meldung 08.06.2004 / Nr. 2 im Archiv).
Eine Zusammenfassung der dena-Netzstudie II steht zum Herunterladen in unserer Rubrik
Daten + Fakten.
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